Tierisch gute Freunde: Ona & Bucky

MS-Geschichten

Ich bin Ona Knaus, 27- jährig und wohne im Bündnerland. Darum hat mein Hund auch den eingetragenen Namen «Grischun» in seinem Pass.

Und wer ist dein «tierischer Freund»?
James Buchanan Barnes oder einfach nur Bucky genannt ist eine Französische Bulldogge und wurde am 21. November 2019 in der Schweiz geboren.

Wie habt ihr zueinander gefunden?
Ich wollte immer schon einen Hund, da ich aber Vollzeit arbeitete und immer wieder unterwegs war auf Reisen, hat es einfach nicht in mein Leben gepasst und ich habe mich aus der Vernunft heraus dagegen entschieden. Nachdem ich meine Multiple Sklerose-Diagnose bekam, war für mich klar, dass mein Leben nicht mehr so sein wird wie vorher. Und da manifestierte sich bereits die Entscheidung, dass ein Hund in die Familie kommt. Als dann noch eine Krebsdiagnose dazu kam, war es entschiedene Sache.

Bucky ist bereits die dritte Generation Hund in unserer Familie, von der ich weiss. Wir hatten jedoch immer grosse Hunde und nie so ein «kurzbeiniges» Exemplar. Wobei er ziemlich viel von diesem «klein»wettmacht, mit seinem bulligen Körperbau und seiner offenen, einnehmenden Art. Zuerst hatte ich eine ganz andere Rasse im Blick. Aber irgendwann kam ich dann auf die «Franzosen» mit ihren fledermausartigen Ohren. Von da an habe ich begonnen, mich über die Rasse zu informieren und nach einer geeigneten Zucht zu suchen. Und so bin ich dann nach längerer Suche auf eine sehr gute und für mich passende in der Schweiz gestossen.

Wirkt sich dein Tier positiv auf deinen Alltag mit Multipler Sklerose aus? Welche körperlichen und psychischen Vorteile bringt dir euer Zusammenleben?
Ich habe das Glück, dass es mir psychisch schon vorher immer sehr gut ging, was ich sicher meiner grossen Resilienz zu verdanken habe. Körperlich sah dies jedoch damals komplett anders aus, zu dem Zeitpunkt. Durch meine Krankheitsgeschichte mit dem Rücken konnte ich immer noch nicht richtig laufen, war Monate zuvor auf den Rollstuhl angewiesen und dann auf die Krücken. Kurz bevor wir ihn abholten, ungefähr drei Wochen zuvor, stand noch ein Termin in Zürich wegen meinem Krebsleiden an, was sehr einschneidend war. Wie manche wissen, kann die Multiple Sklerose nicht sehr gut mit Stress umgehen. Das brachte das Ganze stark ins Schwanken. Jedenfalls hat aber alles gut geklappt und Bucky ist plangemäss bei mir eingezogen.

Körperlich ( natürlich auch psychisch ) bringt ein Hund sehr vieles. Ich sage immer, dass Tiere eine der besten Therapien sind. Egal ob Hund, Katze oder gar Maus. Ein Tier nimmt dich, wie du bist. Es ist ihm egal, ob du einen auffallenden Gang beim Laufen besitzt, ob du wieder einmal etwas vergisst oder ob du einfach einen ruhigen Tag haben möchtest. Inzwischen laufe ich, zum Glück, wieder vollkommen normal, bin in der Lage längere Strecken zu gehen.

Bucky ist ein sehr vielfältiger Hund. Er geht locker 4 bis 5 Stunden auf eine Wanderung (dafür ist dann aber eher meine Mutter zuständig), macht Agility und läuft sogar als Personenspürhund mit den ganz Grossen. Kann aber auch gerne einmal einen Tag lang auf der Terrasse liegen und sich sonnen. Viele kennen es höchstwahrscheinlich selber, dass es mit schweren Krankheiten schwieriger ist, am Alltag teilzunehmen. Dass man oft auch einfach zu lange Abende, zu lange Gespräche nicht mehr einfach wegsteckt, es beschwerlicher ist mit der Fatigue im Nacken, sich dazu aufzuraffen.

Und gerade mit dem Hund hat man auch wunderbare Möglichkeiten, neue Leute zu treffen und kennenzulernen, ob zum Spazieren oder auch in einem Verein.

Gibt es auch Probleme oder Sorgen?
Eigentlich nicht. Ich weiss, dass wenn es mir schlechter gehen sollte oder etwas passiert, mein Hund sehr gut versorgt ist, dass er genauso geliebt wird, wie von mir auch. Meine Mutter hat mich von Anfang an unterstützt und tut dies immer noch. Was den Prinzen natürlich sehr freut, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. In meiner Familie sind alle grosse Tiermenschen. Das macht es sicher einfacher. Selbst in meinem Vorsorgeauftrag, Testament, etc. ist alles für den Hund geregelt - für mich ein sehr wichtiger Punkt.

«Franzosen» sind bekannt für ihre Dickschädel. Wie bei jedem anderen Hund auch kann die Erziehung schon mal anstrengend sein, wenn man mit einem Wesen arbeitet, welches seinen eigenen Kopf besitzt. Und ganz genau weiss, was er möchte. Es ist sehr zeitintensiv.

Kannst du anderen MS-Betroffenen dein Haustier empfehlen? Welche Voraussetzungen müssen für eine funktionierende «Partnerschaft» definitiv erfüllt sein?
Unbedingt. Ich persönlich finde es immer wichtig, wie auch oben schon angedeutet, dass geregelt ist was mit dem Tier passiert, wenn man längere Zeit ausfällt. Habe ich jemanden, dem ich vertraue, das Tier in die Obhut zu geben, jemand der das Tier kennt, damit es für dieses nicht noch zusätzlich Stress bedeutet, wenn die Vertrauensperson wegfällt? Für mich war es in der Entscheidung bedeutend, dass der Hund in mein Leben und somit auch in meinen Alltag passt. Ich wollte einen Hund, der für sein freundliches Wesen bekannt ist, der zu Hause Ruhe gibt, der nicht ununterbrochen bellt, aber genauso vielfältig einsetzbar ist und keinen allzu grossen Jagdinstinkt in sich trägt. Gerade bei dieser Hunderasse ist ein sehr genaues Hinschauen unerlässlich. Lieber Zeit lassen, sich in aller Ruhe informieren - und dann entscheiden.

Zeit. Zeit ist ein grosser Faktor. Ein Tier braucht Zeit. Die Bereitschaft sein eigenes Leben zu ändern, Eingeständnisse zu machen, sich auf die Bedürfnisse des Tieres einzulassen. Dafür bekommt man aber einen wertvollen Partner an die Seite, den man niemals mehr missen möchte und der einem so viel mehr gibt.