Komplementärmedizinische MS-Behandlung

Fachartikel

Seit dem 1. August 2017 werden gewisse komplementärmedizinische Leistungen von der Grundversicherung der Krankenkasse definitiv übernommen, wenn sie von einem Arzt oder einer Ärztin durchgeführt werden. Aus aktuellem Anlass hat Dr. Simon Feldhaus einen Artikel zur komplementärmedizinischen Behandlung bei MS verfasst.

Jeder Mensch bildet eine Einheit aus Körper, Geist und Seele, die man nicht nur isoliert voneinander behandeln sollte. Die ganzheitlich orientierte Medizin betrachtet nicht allein das erkrankte Organ oder isolierte Beschwerden, sondern den Patienten als Ganzes mitsamt seinem sozialen Umfeld.


Folgende Behandlungen werden von der Grundversicherung der Krankenkasse übernommen, wenn sie durch einen Arzt oder eine Ärztin mit Facharzttitel und komplementärmedizinischer Weiterbildung durchgeführt werden:

•    Akupunktur
•    Anthroposophische Medizin
•    Arzneimitteltherapie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
•    Klassische Homöopathie
•    Phytotherapie


Multiple Sklerose ist nach neueren Erkenntnissen eine Krankheit, bei der die Immunabwehr fehlgeleitet ist und Nervenstrukturen des eigenen Körpers angreift. Die Ursachen für diese Fehlleistung sind noch nicht vollständig erforscht. Die ganzheitliche Medizin betrachtet Schwermetalle wie Quecksilber als einen wesentlichen Ursachenfaktor für Störungen des Immunsystems, da sie sich im Gehirn ablagern und dort die Entzündungsreaktion aufrechterhalten. Aber auch Mineralstoffmängel (z.B. Selen), psychische Traumata, Zahnstörfelder, oxidativer Stress und Belastungen mit freien Radikalen werden hier genannt. In der Therapie spielt das Verdauungssystem als Grundpfeiler des Immunsystems eine zentrale Rolle. Eine mikrobiologische Behandlung zur Sanierung der Darmflora wird oft empfohlen, ebenso wie die Überprüfung und Anpassung  der Ernährung. Der richtige Einsatz mehrfach ungesättigter Fette und anderer Nahrungsbestandteile, die zur Entzündungsreduktion beitragen, steht dabei im Vordergrund.

Unterschiedliche Behandlungen stehen zur Verfügung

Im therapeutischen Ansatz der Komplementärmedizin wird Eigenverantwortung gross geschrieben. Das bedeutet, dass der Patient seine Sicht des Lebens und seinen Lebensstil in die Therapie einbringt. So ergibt sich eine symmetrische Beziehung, in welcher der Therapeut nicht das alleinige Monopol der Diagnose und Behandlungsentscheidung hat. In Frage kommen unter anderem Phytotherapie, Orthomolekulare Medizin, Viszerale Therapie, Craniosakrale Osteopathie, Methoden der traditionellen chinesischen Medizin oder Organotherapie. Mit den sogenannten Eigenblut-Ozontherapien, die bei der MS bevorzugt angewendet werden, haben einige Betroffene bereits positive Erfahrungen gemacht. Es gibt in diesem Zusammenhang nicht «die MS-Therapie», sondern die individuelle Behandlung eines Menschen mit MS, die alle möglichen Einflussfaktoren vernetzt betrachtet. Heilungsversprechen sind nicht seriös, aber es bestehen gute Aussichten auf einen positiven Einfluss auf den oder die MS-Betroffene.

Entzündungsprozesse beeinflussen

Oberstes  Ziel der komplementärmedizinischen Therapie ist es, dem chronisch entzündlichen Geschehen Einhalt zu bieten. Die Abbremsung erfolgt dabei langsam, über Wochen bis Monate. Anders als beim Einsatz von Kortison, das mit einer Vollbremsung verglichen werden kann. Dieses Therapiekonzept besitzt für jede entzündliche Krankheit gleichermassen Gültigkeit, sei es nun Multiple Sklerose, eine rheumatische Erkrankung oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Risiken bestehen insbesondere bei einem unkorrekten Umgang mit den Prinzipien der Komplementärmedizin. Wenn eine Empfehlung lautet, man müsse alle schulmedizinischen Medikamente absetzen, so ist dies ein Zeichen eines unseriösen Umgangs mit der Krankheit. Die Bezeichnung Komplementärmedizin fasst verschiedene Behandlungsmethoden zusammen, mit dem Ziel, die körpereigenen Kräfte zur Heilung zu aktivieren. Sie versteht sich als Ergänzung schulmedizinischer Massnahmen, nicht etwa als Alternative.

Text: Dr. med. Simon Feldhaus, Facharzt für Allgemeinmedizin im Kompetenzzentrum für Ganzheitsmedizin, Baar

Komplementärmedizin – Stellungnahme MS-Gesellschaft

Komplementärmedizin ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche Behandlungsmethoden und diagnostische Konzepte, deren Wirksamkeit zu einem Grossteil nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auf persönlicher Erfahrung beruhen. Die Ausführungen im Text entsprechen nicht den offiziellen Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirates der MS-Gesellschaft.