Sicherheitsrelevante Informationen zu Beta-Interferonen

Experten des wissenschaftlichen Beirates der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft nehmen Stellung zur Meldung des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Ausgangslange

Aktuell wurde vom BfArM berichtet, dass Fälle von sogenannter thrombotischer Mikroangiopathie (Verschluss kleinster Blutgefässe) und Nierenerkrankungen bei Interferon-beta Therapie auftreten können. Diese Komplikationen waren teils mehrere Wochen bis Jahre nach Behandlungsbeginn aufgetreten, anscheinend vermehrt in England. Es wurden auch Fälle mit Todesfolge gemeldet. Die Fachinformationen zu Interferon-beta Präparaten enthalten zum Teil bereits Angaben über diese Erkrankungen als seltene Nebenwirkung. Die Frage, ob Details im Herstellungsprozess mit solchen Komplikationen assoziiert sind und evtl. die anscheinende Häufung in England erklären, ist nicht beantwortet.

Meldung des BfArm

Die Meldungen und insbesondere in der Schweiz gemeldete Vorkommnisse werden aktuell vom schweizerischen Heilmittelinstitut «Swissmedic» geprüft. Das Ergebnis der Prüfung steht noch aus.

Empfehlung der Experten des Wissenschaftlichen Beirates

Trotz dieser Meldungen gibt es insgesamt zum heutigen Zeitpunkt keine Änderung der Nutzen-Risiko-Bewertung von Interferon-beta Präparaten, deren Sicherheitsprofil über mehr als 20 Jahre der breiten Anwendung bei Multiple Sklerose gut bekannt ist. Ob Menschen mit MS zu jenen Erkrankungen neigen, oder ob es einen direkten Zusammenhang mit Interferon-beta-Präparaten gibt, ist nicht geklärt.

Die aktuelle Information des BfArM gibt daher keinen Anlass, eine wirk-same und gut vertragene Interferon-Therapie abzubrechen. Allerdings sollten Blut- und Urinuntersuchungen regelmässig halbjährlich durchgeführt werden. Zudem umgehend bei unklarem Fieber, neu aufgetretenem Bluthochdruck oder (verstärkten) Ödemen.

Anpassungen in der Schweiz aufgrund der Prüfung der Swissmedic sind vorbehalten.

Folgende Interferon beta-Arzneimittel sind zur Behandlung von Multipler Sklerose in der Schweiz zugelassen:

• Avonex®
• Betaferon®
• Rebif®