MS und Impfungen

Fachartikel

Der Vortrag von PD Dr. Matthias Mehling, Universitätsspital Basel, am «MS State of the Art Symposium» machte deutlich, dass Impfungen nicht für das Auftreten einer MS verantwortlich sind und dass sie auch keine Schübe auslösen. Er zeigte aber auch auf, dass Menschen mit MS gegen viele Erkrankungen geimpft werden können und dass dies sogar zu empfehlen ist.

Das Thema Impfen ist aktuell in aller Munde. Impfungen bieten einen guten Schutz vor lebensbedrohenden Erkrankungen wie beispielsweise Diphtherie oder Tetanus. «Es wird geschätzt, dass durch Impfungen weltweit jedes Jahr zwei bis drei Millionen Todesfälle verhindert werden können», erklärte PD Dr. Matthias Mehling. Die Bedeutung der Impfungen werde im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in nächster Zeit noch weiter zunehmen, betonte er.

Impfungen sind nicht für MS verantwortlich

Menschen mit MS treffen auf ihrer Suche nach Informationen im Internet immer wieder auf Berichte, die einen Zusammenhang zwischen Impfungen und dem Auftreten einer MS bzw. Impfungen und MS-Schüben sehen. Richtig ist, dass das Immunsystem sowohl bei der Entstehung einer MS als auch bei der Entwicklung eines Impfschutzes eine Rolle spielt. Wie Dr. Mehling aber betonte, seien in sehr vielen wissenschaftlichen Studien, zum Teil auch mit einer sehr grossen Anzahl an Teilnehmenden, keinerlei Hinweise darauf gefunden worden, dass geimpfte Personen häufiger an MS erkranken als nicht geimpfte. «Ich denke, diese Kapitel können wir endgültig schliessen», meinte er. Untersuchungen dazu, ob Impfungen bei bereits an MS erkrankten Personen womöglich einen Schub auslösen, ergaben kein erhöhtes Risiko in den ersten drei Monaten nach einer Impfung. Aufnahmen des Gehirns mittels Magnetresonanztomografie brachten auch keine Anzeichen für ein Aufflammen der MS im Zusammenhang mit einer Impfung zutage.

Viele Impfungen sind sicher und wirksam

Wie sieht es aus, wenn jemand aufgrund einer Erkrankung wie MS eine Behandlung bekommt, die das Immunsystem beeinflusst? Kann ein Impfstoff dann noch seine ganze Wirkung entfalten und ist eine Impfung in dieser Situation überhaupt sicher? Aufgrund der Resultate entsprechender wissenschaftlicher Studien ist bekannt, dass in dieser Hinsicht die Art des Medikaments und des verwendeten Impfstoffs eine wesentliche Rolle spielt. Wie Dr. Mehling erläuterte, liess sich bisher anhand entsprechender Untersuchungen generell feststellen, dass Impfungen bei MS-Betroffenen unter Therapie mit Copaxone®, Avonex®, Betaferon®, Rebif®, Tecfidera®, Tysabri® oder Aubagio® wirksam sind. Werden zur Therapie der MS andere Wirkstoffe eingesetzt, kann die Wirkung einer Impfung reduziert sein. Wie gut die Coronavirus-Impfung bei MS-Betroffenen wirkt, wird aktuell in einer grossen Schweizer Studie untersucht.

In Bezug auf die Sicherheit einer Impfung von MS-Betroffenen gilt, dass diese für die meisten Impfstoffe, unabhängig von der verwendeten Therapie, gewährleistet ist. Lediglich bei sogenannten Lebendimpfstoffen (z. B. Masern-Mumps-Röteln, Gelbfieber) ist Vorsicht geboten. Sie sollten vor Beginn einer MS-Behandlung verabreicht werden. Abschliessend betonte Dr. Mehling, dass Menschen mit MS gegen viele Erkrankungen geimpft werden können und dies sogar zu empfehlen sei. Aktuell gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Coronavirus-Impfung bei Menschen mit MS nicht verabreicht werden sollte.

«MS State of the Art Symposium»

Das «MS State of the Art Symposium» ist der bedeutendste Fachkongress zu Multipler Sklerose in der Schweiz und wird von der Schweiz. MS-Gesellschaft und ihrem Wissenschaftlichen Beirat organisiert. Dieses Jahr fand das Symposium aufgrund der Pandemiesituation am 23. Januar 2021 in virtueller Form statt.

Fachreferat von Dr. Mehling, Basel (auf Englisch)

Informationen zu den erwähnten Medikamenten finden Sie in unseren MS-Infoblättern.


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