Ambulante Therapien

Lesen Sie hier welche Therapien frühzeitig in der Gesamtbehandlung einbezogen werden sollten.

Physiotherapie

Die ambulante Physiotherapie ist ein wichtiger Baustein in der ganzheitlichen Behandlung der MS.

Was hat Sie zum Ziel?

  • Die funktionelle Leistungsfähigkeit zu erhalten
  • Motorische Funktionen zu verbessern
  • Beschwerden, Atembeschwerden, Schmerzen, Fatigue etc. zu reduzieren
  • Spätkomplikationen vorzubeugen
  • Betroffene und ihre Betreuer zu beraten und zu instruieren (z.B. zu Hilfsmitteln)

Welche Therapieangebote gibt es?

Je nach Trainingsziel werden verschiedene Therapien durchgeführt, zum Beispiel:

  • Bewegungstherapie (Einzel- und Gruppentherapie)
  • Blasentraining
  • Atemtraining
  • Ausdauer-und Krafttraining an medizinischen Trainingsgeräten
  • Entspannungstherapie
  • Wassertherapie
  • oder Hippotherapie-K (Physiotherapie mit dem Pferd)

Die Vernetzung mit anderen therapeutischen Berufsgruppen wie Ergotherapie-, Logopädie und Neuropsychologie sowie die Anwendung von verschiedenen Behandlungen in Kombination ist wichtig und soll individuell angeschaut werden.

Spezialisierte Therapeuten

Optimale therapeutische Betreuung gewährleisten Physiotherapeuten mit einer Spezialausbildung in MS oder einer absolvierten Zusatzausbildung in Neurologie und Erfahrung in MS. In der "Fachgruppe Physiotherapie bei Multipler Sklerose" (FPMS), haben  sich Therapeuten und Therapeutinnen mit entsprechender Ausbildung, Erfahrung und Bereitschaft zu steter Weiterbildung zusammen geschlossen.

Eine Therapeutenliste finden Sie auf der FPMS-Webseite.

Wer übernimmt die Kosten?

Physiotherapie ist eine Pflichtleistung der Grundversicherung. Um über die Kasse abzurechnen, benötigt man eine ärztliche Verordnung (über Hausarzt/Neurologe). Gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) werden pro Verordnung 9 Behandlungen bezahlt. Nach 36 Behandlungen prüft in der Regel der Vertrauensarzt der Krankenkasse die Notwendigkeit der weiterführenden Therapie.

Kontakt

Für Fragen rund um Physiotherapie bei MS steht Ihnen unser Beratungsteam an der MS-Infoline zur Verfügung.


Ergotherapie

Die auf Neurologie spezialisierte Ergotherapie unterstützt und fördert die Fähigkeiten von Menschen mit MS bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.

Was hat sie zum Ziel?

  • MS-bedingten Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens, sowie im Berufsleben entgegenzuwirken.
  • Soziale Teilhabe ermöglichen.
  • Lösungen zu Bewältigung erarbeiten, Einsatz von Hilfsmitteln, Training der Aktivitäten des täglichen Lebens und der beruflichen Leistungsfähigkeit. 
  • Grossmögliche Selbständigkeit erarbeiten.

Welche Therapieangebote gibt es?

  • Funktionelle Therapie, Bewegungsübungen bei Koordinations- und Feinmotorik- und Sensibilitätsstörungen z.B. Ataxie und Tremor
  • Hirnleistungstraining
  • Fatiguetraining
  • Strategietraining
  • Hilfsmittelversorgung

Das Training der Aktivitäten des täglichen Lebens beinhaltet z.B. Hilfe zur Selbsthilfe bei der Körperpflege, beim Ankleiden und beim Essen, wobei Bewegungen und Kräfte optimiert werden.

Die funktionelle Ergotherapie konzentriert sich auf die Beweglichkeit der Arme und Hände (Greiffähigkeit), unter Berücksichtigung der Ergonomie des gesamten Körpers.

Hirnleistungstraining fördert z.B. auf ein besseres Gedächtnis oder eine längere Aufmerksamkeitsspanne.

Fatiguetraining bedeutet z.B. Fatigue individuell zu verstehen und besser damit umzugehen.   

Strategietraining zielt darauf ab, hilfreiche Strategien zur bestmöglichen Bewältigung von Alltag und Beruf zu entwickeln.

Der Einsatz und die Kombination mit anderen therapeutischen Massnahmen wie Physiotherapie, Logopädie und Neuropsychologie kann individuell zur Ergotherapie geprüft werden.

Ergotherapeutinnen finden

Für die Behandlung von MS-Betroffenen führt der «Ergotherapie Verband Schweiz» unter dem Fachbereich «Neurologie» entsprechende Therapeutinnen auf. Ergotherapie wird ambulant in Ergotherapiepraxen und stationär in Kliniken angeboten.

Wer übernimmt die Kosten?

Ergotherapie wird von der Grundversicherung übernommen. Für die Abrechnung mit der Krankenkasse ist eine ärztliche Verordnung notwendig. Es können Therapieeinheiten von 9 Behandlungen oder eine Langzeitverordnung ausgestellt werden.


Wer übernimmt die Kosten?

Hippotherapie-K® wird von der Grundversicherung der Krankenkassen übernommen, wenn sie von Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung in Hippotherapie-K® durchgeführt wird.

Ausgebildete Therapeuten

Ausgebildete Hippotherapie-K® Therapeuten haben sich in der Schweizer Gruppe für
Hippotherapie-K® zusammengeschlossen und sind auf deren Webseite zu finden: www.hippotherapie-K.org


Logopädie

Bei Problemen der Sprache oder bei Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen ist eine Abklärung und eventuelle Therapie bei einem Logopäden angezeigt.

Bei MS ist die Dysarthrophonie am häufigsten: eine Kombination aus Sprechstörung (Dysarthrie) und Stimmstörung (Dysphonie).

Laute, Wörter und Sätze können nicht mehr deutlich und verständlich ausgesprochen werden. Infolge dessen ist auch die Atmung und die Stimmbildung beeinträchtigt. Die Stimme kann heiser, gepresst, schwach, verhaucht, nasal klingen.

Schluckstörungen beeinträchtigen die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und können zu Komplikationen führen. Häufiges Räuspern, Husten und Nachschlucken können Anzeichen einer Schluckstörung sein.

Wie finde ich eine Logopädin?

Logopädinnen finden Sie über Ihren Arzt, Ihre Klinik oder den Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverband (DLV).

Wer übernimmt die Kosten?

Bei ärztlicher Verordnung werden die Kosten der Ergotherapie bei stationärer und ambulanter Behandlung durch die Krankenkasse vergütet.


Neuro-Training

Teilleistungsstörungen bei der Wahrnehmung, dem Denken dem Erkennen (Kognition) können bei MS häufig auftreten. Manchmal sind sie diskret, teilweise haben sie aber auch grosse Auswirkung auf die alltäglichen Verrichtungen. Besonders häufig betroffen sind das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und die Fähigkeit, Probleme zu lösen.

Eine neuropsychologische Therapie und Rehabilitation setzt eine fachgerechte Analyse und Diagnostik  voraus. Ein  individuelles, auf den Alltag ausgerichtetes Trainings- und Therapieprogramm wird darauf aufgebaut.

Welches Trainingsziel wird verfolgt?

Der Kerngedanke ist, auf  gesunden, d.h. noch funktionsfähigen Hirnleistungen aufzubauen. Häufig können so Schädigungen und Einschränkungen (z.B. des Gedächtnisses) kompensiert werden, also über Umwege (andere Hirnstrukturen) teilweise wettgemacht werden.

Spezifische Störungen werden mit  wiederholten, strukturierten Übungsaufgaben behandelt,  entweder mit Papier und Bleistift oder am Computer.

Nötig und wichtig ist in jedem Fall, das Training möglichst auf reale Alltagssituationen auszurichten. Eine enge Zusammenarbeit mit der Ergotherapie, der Physiotherapie und einer psychologischen Therapie ist unerlässlich. Diese starke Vernetzung ist  in einer stationären Rehabilitation besonders gut gewährleistet.

Sind kognitiven Störungen bereits früh in der Erkrankung oder unabhängig von Schüben stetig vorhanden, dann sind die Erfolge der neuropsychologischen Trainingsmethoden eher begrenzt. 

Wie gehe ich weiter vor?

Eine neuropsychologische Rehabilitation setzt in jedem Fall eine fachärztlich gestützte Zielformulierung und Empfehlung voraus.

Wenden Sie sich an Ihre Neurologin oder Ihren Neurologen oder an unser Fachteam der MS-Infoline.