Selbstbestimmung unter Druck

Neues aus der Politik

Menschen mit Behinderungen haben ein deutlich höheres Armutsrisiko als Menschen ohne Behinderung, weil sie häufiger arbeitslos sind, diskriminiert werden und die Sozialversicherungen vermehrt unter Spardruck geraten. Am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung wird auf diese Missstände hingewiesen – damit ein selbstbestimmtes Leben für viele Menschen mit Behinderungen nicht weiter erschwert wird. 

Das Motto des diesjährigen Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen lautet «Arbeit – Einkommen - Selbstbestimmung». Ein selbstbestimmtes Leben ist ein elementares Persönlichkeitsrecht, doch für viele Menschen mit Behinderungen bleibt es ein frommer Wunsch. Denn dazu braucht es ein Mindestmass an finanziellen Mitteln. Zahlen des Bundesamtes für Statistik aber zeigen: Wer in der Schweiz eine Behinderung hat, läuft bedeutend häufiger Gefahr, von Armut betroffen zu sein.

Dies ist ein unhaltbarer Zustand. Die Schweiz hat sich mit der UNO-Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK) zu Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen verpflichtet, dazu gehört ein gleichberechtigter Zugang zum Arbeitsmarkt und ein «angemessener Lebensstandard». Dass sie davon noch weit entfernt ist, zeigten die Behindertenorganisationen mit der Veröffentlichung des Schattenberichts zur UNO-BRK eindrücklich und umfassend auf.

Arbeit als wichtiger Baustein für ein selbstbestimmtes Leben

Seinen Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, ist eine wichtige Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben. Eine Arbeitsstelle ist Existenzsicherung, gibt aber auch die Möglichkeit zur Entfaltung, Wertschätzung und zu sozialen Kontakte. Menschen mit Behinderungen sind nicht nur überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen, sondern auch deutlich häufiger Diskriminierungen ausgesetzt.

Wer keine Arbeit hat, ist auf faire Leistungen der Sozialversicherungen, beispielsweise von der IV oder durch Ergänzungsleistungen angewiesen. Diese Zahlungen reichen kaum aus, um eine Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Ausserdem werden ständig Leistungen gekürzt, die Betroffenen stigmatisiert oder der Zugang erschwert. Letzteres führt dazu, dass immer mehr Menschen mit Behinderungen in die Sozialhilfe abrutschen.

Vielfältige Anlässe am 3. Dezember

Auf diese schwierige Situation wollen die Menschen mit Behinderungen und ihre Organisationen am 3. Dezember aufmerksam machen. In der ganzen Schweiz finden Standaktionen, kulturelle Anlässe, Podiumsdiskussionen und weitere Veranstaltungen statt. Bundespräsidentin Doris Leuthard wendet sich mit einem Appell an die Schweizer Bevölkerung.

>> Zum Appell der Bundespräsidentin Doris Leuthard