18’000 MS-Betroffene in der Schweiz: Ein Blick auf die neuesten Zahlen

Das Schweizer MS Register
Graphik: In der Schweiz zählen wir aktuell 18'000 MS-Betroffene. 73% davon sind Frauen, 27% Männer.

Wie hat sich die Anzahl der in der Schweiz lebenden Personen mit MS seit der letzten Hochrechnung im Jahre 2016 verändert? Damals wurde die Zahl auf 15’000 MS-Betroffene geschätzt. Nun liegt eine neue Hochrechnung vor. 

Die Bestimmung der Anzahl Personen mit MS in der Schweiz ist aus vielerlei Gründen von grosser Wichtigkeit: Sie ermöglicht nicht nur eine effektivere Gesundheitsplanung, sondern auch das Erkennen von Trends und Mustern beim Auftreten der Krankheit. Darüber hinaus trägt sie dazu bei, ein umfassenderes Verständnis für die tatsächlichen Auswirkungen von MS im Alltag der Betroffenen zu gewinnen.

Wie viele MS-Betroffene leben in der Schweiz?

Die Untersuchungen des MS Registers über die Verbreitung von MS liefern neue Erkenntnisse. Die Schätzung der Anzahl der MS-Betroffenen in der Schweiz für das Jahr 2021 liegt bei 18’000 Personen. Die Hochrechnung hat eine Streuung zwischen 17’400 und 18’700 Personen, und es wird davon ausgegangen, dass die präzise Zahl in diesem Bereich liegt. Nicht eingeschlossen sind in dieser Zahl Personen mit einem klinisch isolierten Syndrom (CIS) und MS-Betroffene, die das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Das Geschlechterverhältnis beläuft sich auf 2.7 Frauen auf 1 Mann und die stärkste Zunahme unter allen Betroffenen ist bei Frauen unter 60 Jahren sichtbar.

Wie wurde die Schätzung vorgenommen?

Die aktuelle Hochrechnung basiert auf derselben Methode wie 2016: Die Anzahl MS-Betroffener errechnet sich in erster Linie aus statistischen Daten des Schweizer MS Registers unter Einbezug von weiteren Datenquellen. Um sicherzustellen, dass die Hochrechnung zuverlässig ist, wurde die Zahl anhand zusätzlich verfügbarer Informationen, zum Beispiel dem schweizweiten Bezug von MS-Medikamenten, überprüft.

Was sind mögliche Gründe für den Anstieg?

Der Vergleich der beiden Hochrechnungen zeigt, dass die Anzahl MS-Betroffener in der Schweiz um rund 20% angestiegen ist. Rund ein Fünftel dieses Anstiegs wird dem Bevölkerungswachstum zugeschrieben. Die Forschungsliteratur beschreibt verschiedene Faktoren, die zum Anstieg der verbleibenden Anzahl MS-Betroffener beigetragen haben könnten:

Wo steht die Schweiz im internationalen Vergleich und welche Trends lassen sich in anderen Ländern beobachten?

Studien aus Europa weisen mehrheitlich auf eine Zunahme der Anzahl MS-Betroffener in den letzten Jahren hin. Diese Studien zeigen konsistent eine stärkere Zunahme der Anzahl MS-betroffener Frauen. Diese Entwicklung wurde beispielsweise auch in einer Studie aus Dänemark dokumentiert: Während die Anzahl der Neuerkrankungen in den vergangenen Jahrzehnten besonders bei Frauen angestiegen ist, beobachtete man bei Männern nur einen geringen Anstieg.

Als mögliche Erklärungen wurden in dieser Studie Veränderungen im Lebensstil der weiblichen Bevölkerung, zum Beispiel grundsätzlich weniger Geburten oder eine durchschnittlich tiefere Kinderzahl pro Frau, genannt. Es wird spekuliert, dass hormonelle Veränderungen eine Erklärung für diesen Anstieg bei Frauen sein könnten.

Welche Fragen bleiben?

Trotz neuer Erkenntnisse zur zunehmenden Anzahl MS-Betroffener in der Schweiz bleiben auch einige Fragen offen, etwa zur langfristigen Entwicklung der Anzahl MS-Betroffener oder zur regionalen Verbreitung von MS in der Schweiz. Für die Beantwortung dieser Fragen ist weiterhin die aktive Teilnahme der MS-Betroffenen am MS Register sowie die intensive Forschungsarbeit des MS Registers notwendig.

An dieser Stelle bedanken sich das Schweizer MS Register und die Schweiz. MS-Gesellschaft bei allen Teilnehmenden herzlich, die mit ihrem Engagement zu dieser neuen Hochrechnung beigetragen haben.

Text: Stefania Iaquinto, seit anfangs 2023 Doktorandin beim Schweizer MS Register.

Das Schweizer MS Register wurde von der Schweiz. MS-Gesellschaft auf Wunsch von Betroffenen initiiert, um deren Perspektive in die Forschung einzubringen. Ausgeführt wird das Forschungsprojekt von der Universität Zürich. Gemeinsam mit MS-Betroffenen untersuchen Forschende verschiedene Fragestellungen, stets mit dem Ziel, zu einer Verbesserung der Lebensqualität MS-Betroffener beizutragen.
Mehr Informationen unter
www.ms-register.ch
 


Podcast Folge zum Thema Schweizer MS Register

Das Schweizer MS Register integriert MS Betroffene direkt in die Forschung. Welche Vorteile dies bringt und wie daraus die aktuelle Prävalenzschätzung entstand, erfahren Sie im Podcast von Dr. med. Adrian-Minh Schumacher: «Zusammen mehr Wissen - Interview mit Prof. von Wyl und Dr. Steinemann vom Schweizer MS Register»

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