MS und Cannabis: «Hanf ist keine Wunderdroge»

Über 60 Teilnehmende reisten am Samstag, 18. August 2018 nach Zug zur Veranstaltung «MS & Cannabis» der Schweiz. MS-Gesellschaft. Dr. Claude Vaney, ehemaliger Chefarzt Neurologie der Berner Klinik in Crans Montana und Vorstandsmitglied der MS-Gesellschaft, brachte den Zuhörerinnen und Zuhörern das aktuelle Thema gut verständlich und mit einem Augenzwinkern näher. 

«Hanf ist keine Wunderdroge.» Mit diesem Satz eröffnete Dr. Claude Vaney sein Referat über Cannabis in der Behandlung der MS. Trotzdem zeigte er in den folgenden drei Stunden die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Hanfpflanze auf, die bereits durch mehrere Studien belegt wurden.

Zunächst ging Dr. Vaney auf die Geschichte, die Eigenschaften und die Wirkungsweise von Cannabis ein, das bereits im 19. Jahrhundert als Heilmittel in der Schulmedizin zum Einsatz kam. Erst im 20. Jahrhundert wurde es verboten und somit nicht weiter erforscht. Seit den 1990er-Jahren führen Forschende jedoch regelmässig Studien mit erfolgsversprechenden Resultaten durch, bei einer der ersten war Dr. Vaney selbst beteiligt. Dabei stellen sich insbesondere zwei Inhaltsstoffe als wirksam heraus: THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Am besten wirken sie in Kombination und zeigen sich insbesondere bei (schmerzhafter) Spastik und Schmerzen effektiv. Noch nicht ausreichend untersucht, aber bereits erkannt ist der beruhigende Effekt auf die Blase, also eine Wirksamkeit bei Blasenstörungen. Auf den Verlauf und die Anzahl Schübe hat Cannabis keinen Einfluss.

Noch immer gewisse Hürden bei der Zugänglichkeit von Cannabis

Nach der Pause setzte der Referent den Schwerpunkt auf die gesetzliche Ausgangslage und die zugelassenen Medikamente. Seit 2014 können Ärztinnen und Ärzte MS-Betroffenen den Cannabis-Mundspray Sativex® verschreiben. Dieser enthält sowohl THC als auch CBD und kann mit einem Betäubungsmittel-Rezept bezogen werden, wenn nachgewiesen ist, dass andere Medikamente nicht genügend wirken. Die Grundversicherung der Krankenkasse ist jedoch nicht verpflichtet, die Kosten zu übernehmen. Es gibt noch weitere Produkte, doch diese sind nur durch ein Gesuch beim Bundesamt für Gesundheit zugänglich. Deshalb basieren bisher auch alle repräsentativen Studien auf Versuchen mit Sativex®.

Dr. Claude Vaneys jahrelange Erfahrung und seine humorvolle Art sorgten für eine informative, aber auch unterhaltsame Veranstaltung. Zum Schluss blieb genügend Zeit für Fragen, die rege genutzt wurde. Unter anderem konnte geklärt werden, dass zu CBD-Präparaten bisher keine namhaften Studien vorliegen und dass Cannabisprodukte bei allen MS-Verläufen eingesetzt werden können.

>> Zum Fachartikel «Cannabinoide in der MS-Therapie»

>> Die wichtigsten Fakten zum Wirkstoff CBD

Merkblatt Cannabis-Präparate