Interferon-beta 1a (Rebif®) zur Verlaufstherapie von Kindern mit MS zugelassen

Fachartikel
Interferon-beta 1a (Rebif®) zur Verlaufstherapie von Kindern mit MS zugelassen

Im März dieses Jahres wurde Interferon-beta 1a (Rebif®) in der Schweiz als erste Verlaufstherapie für Kinder ab zwei Jahren zugelassen, die an schubförmiger Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind.

Hintergrund 

Bisher war Rebif® nur für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren zugelassen; jetzt ist es die erste Verlaufstherapie, die auch für jüngere Kinder erhältlich ist. 

Interferone sind Moleküle, die auch vom Körper selbst produziert werden, um die Immunabwehr zu regulieren. Beim Einsatz als therapeutische Wirkstoffe können Beta-Interferone die Schubhäufigkeit im Durchschnitt um 30 % senken und die Intensität der Schübe vermindern. 

Expertenkommentar 

Nur bei etwa 3 bis 5 % der MS-Betroffenen beginnt die Erkrankung vor dem 16. Lebensjahr und nur bei 1% vor dem 10. Lebensjahr. Ziel einer immunmodulatorischen Therapie, die möglichst rasch nach Diagnosestellung eingeleitet werden sollte, ist zum einen die Verringerung der Schubrate und zum anderen das Hinauszögern oder das Verhindern des Auftretens von bleibender Behinderung. Leider gibt es, im Gegensatz zu den Erwachsenen, keine Daten aus grossen prospektiven doppelblinden randomisierten Studien, die die Wirksamkeit sowie die Sicherheit und Verträglichkeit in Kindern zeigen. 

Bisher konnten nur ausreichend Daten für die Sicherheit und Verträglichkeit in der Rückschau für die Interferon beta-Präparate in der Altersgruppe zwischen 12 und 18 Jahren erhoben werden. Deshalb wird eine Behandlung mit Interferonpräparaten in dieser Altersgruppe als sicher angesehen. Für die neueren Präparate gibt es deutlich weniger Daten, so dass deren Einsatz nur in besonderen Situationen in Frage kommt. 

Für Rebif® konnten jetzt genug rückwirkend gesammelte Daten auch für die Altersgruppe unter 12 Jahren vorlegt werden, so dass eine Zulassung in der Schweiz ab einem Alter von 2 Jahren erfolgte. 

Die Behandlung von Kindern mit Multipler Sklerose wird herausfordernd bleiben und sollte im Einzelfall immer unter genauer Abwägung von Nutzen und Risiko stattfinden. 

Dr. Lutz Achtnichts