Gesichter der MS: Yvonne Eyholzer

Gesichter der MS

Diese Serie ist anders. Nicht Dritte oder Unbeteiligte reden über MS und Menschen mit MS. Sondern MS-Betroffene selbst sprechen über ihr Leben mit einer unheilbaren Krankheit, ihre Hoffnungen, ihre Ängste. Wie die Krankheit sie fordert, aber auch, wie die MS sie vielleicht stärker gemacht hat. Wie eng gute und schlechte Erfahrungen beieinander liegen.

Wer bist du? Wie alt bist du?
Ich heisse Yvonne Eyholzer, bin am 6. April 1988 geboren. Aufgewachsen bin ich auf der Bettmeralp. Ich arbeite als Fachfrau Gesundheit in einem Alters- und Pflegeheim. Meine Freizeit verbringe ich sehr gerne in meiner Heimat auf der Bettmeralp. Meine Hobbys sind Lesen, Ski fahren, mit Freunden abhängen, meine zwei Katzen und die Zeit mit der Familie und meinem Freund geniessen.

Was bedeutet MS für dich?
Multiple Sklerose bedeutet für mich, dass sich meine Ansichten vom Leben geändert haben. Quasi nach dem Motto: «Geniesse jeden einzelnen Tag!»

Wie lange bestanden bei dir schon die Symptome vor der Diagnose?
Ich hatte keine Symptome bis am Morgen des 6. Oktober 2013. Damals bin ich mit einem Kribbeln an der gesamten linken Körperhälfte aufgewacht.

Wie und in welchem Alter wurde dir die Diagnose MS vermittelt?
Ich war 23 Jahre alt als ich die Diagnose MS erhielt. Die Diagnose wurde mir im Dezember 2013 im Inselspital in Bern übermittelt.

Was war dein erster Gedanke nach der Diagnose MS?
Im ersten Moment war da überhaupt kein Gedanke, es war ein Schock. Aufgrund meiner Ausbildung  konnte ich mir schon vor der Erklärung ein genaues Bild machen, von der Diagnose.

Welche Symptome machen dir am meisten zu schaffen? Wo behindern dich die Symptome im Alltag, wie beeinflusst die MS deine Lebensqualität?
Ich habe vor allem im Sommer Mühe, wenn es so richtig heiss wird. Dann bin ich sehr schnell erschöpft und müde. Teilweise habe ich ein Kribbeln in der linken Hand. Bei diesen Symptomen lege ich mich hin oder spüle mir die Hände mit kaltem Wasser ab. Diese Massnahme lindert das Kribbeln in der Hand. Die MS beeinflusst mich zum Glück kaum in meinem Alltag.

Wie geht dein privates Umfeld, also Familie, Freunde, Partner, mit deiner Krankheit um? Hast du Kinder? Wie gehen sie damit um? Wie bekommst du/mit deinem Partner Kinder und Beruf unter einen Hut?
Meine Familie geht sehr offen mit meiner Krankheit um. Vor allem am Anfang, als die Diagnose neu war, haben wir viel darüber geredet. Meine Eltern haben mich damals auch begleitet, als ich die Diagnose erhalten habe. So konnten sie dem Arzt ebenfalls Fragen stellen. Meine Freunde unterstützen mich, wo sie können. Ich werde genau gleich behandelt wie vor meiner Diagnose und dafür bin ich sehr dankbar.

Wie ist die Situation an deiner Arbeitsstelle?
Mein Arbeitgeber weiss über die Diagnose Bescheid. Ich habe mein Arbeitspensum auf 80% reduziert.

Wie entspannst du dich? Welchen Rat hast du für andere MS-Betroffene?
So gut es geht Stress vermeiden, Nein sagen, wenn ich das Gefühl habe, dass es mir zu viel wird. Dies musste ich jedoch nach meiner Diagnose erst lernen. Ich lese sehr gerne, dabei kann ich abschalten und mich entspannen.

Was macht dir in Bezug auf MS Angst?
Die Ungewissheit, wie es weitergeht.

Was gibt dir in Bezug auf MS Hoffnung?
Hoffnung geben mir vor allem die neuen Forschungsergebnisse.

Wenn du 3 Wünsche frei hättest: Welche wären das?
Ich habe nur einen Wunsch, dass die MS heilbar wäre.

Hattest du im Zusammenhang mit MS lustige und/oder traurige Erlebnisse?
Die traurigen Erlebnisse waren, als ich meinem Umfeld die Diagnose übermittelte. Viele waren betroffen und wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Diese Momente haben mich am Anfang mitgenommen. Mein lustiges Erlebnis hat gleichzeitig mit meinem zweiten Schub zu tun. Damals hat mich eine sehr gute Kollegin auf den Notfall begleitet, bis die Untersuchungen alle abgeschlossen waren, vergingen mehrere Stunden, so dass wir praktisch den ganzen Tag auf der Notfallstation verbringen mussten. Wir hatten, trotz der Tatsache, dass ich einen zweiten Schub hatte, einen sehr lustigen Tag erlebt.

Welchen Satz über MS kannst du nicht mehr hören?
«Dir sieht man die Krankheit gar nicht an...»

Wenn deine MS ein Tier wäre, welches und warum?
Eine Zecke, die sich ungefragt irgendwo am Körper fest saugt und unter Umständen grossen Schaden anrichten kann.

An was hängt dein Herz?
An meiner Heimat, der Bettmeralp.

Ein Satz für deine Liebsten?
Danke, dass ihr jederzeit für mich da seid und mich immer unterstützt, wenn ich Unterstützung brauche - und dass sie mich so akzeptieren, wie ich nun mal bin.

Dein Lebens-Motto?
Kämpfe mit Leidenschaft, Siege mit Stolz, verliere mit Respekt - aber gib niemals auf!

Welche Beziehung hast du zur Schweiz. MS-Gesellschaft?
Ich finde, dass die MS- Gesellschaft grossartige Arbeit leistet. Am Anfang meiner Diagnose war ich viel in Kontakt mit der MS-Gesellschaft. Jetzt nehme ich regelmässig an den Umfragen des MS  Registers teil. Die MS- Gesellschaft gab mir im Jahr 2013 sehr viel Rückhalt und Sicherheit.

 

 


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