Einsatz für die MS-Physiotherapie

Im Jahr 2017 feierte die Fachgruppe Physiotherapie bei MS (FPMS) ihr 15-jähriges Jubiläum, ein Jahr später gibt es einen Wechsel in der Vereinsführung: Regula Steinlin Egli tritt zurück. Sie war als langjährige Präsidentin massgeblich am Aufbau der Fachgruppe beteiligt und hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, der Physiotherapie als wichtigem Teil der MS-Behandlung mehr Gewicht zu verleihen.

Frau Steinlin Egli, was hat Sie zu diesem Zeitpunkt zum Rücktritt bewogen?
Nach 16 Jahren Präsidium war es ganz einfach an der Zeit, die Leitung der FPMS in jüngere Hände zu geben. Zudem spürte ich, dass die Kolleginnen vom Vorstand bereit waren, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Welche Motivation hat Ihr Engagement als Präsidentin der FPMS geprägt?
Die grösste Motivation war sicher der Wunsch, die Qualität der Physiotherapie für MS-Betroffene zu steigern. Zudem sollten Ärzte und Ärztinnen sowie Betroffene vermehrt auf diese spezialisierte Therapie aufmerksam gemacht werden.

Wozu braucht es eine solche Fachgruppe?
Als die FPMS gegründet wurde, war die MS-spezifische Physiotherapie noch sehr wenig bekannt. Die Fachgruppe half, MS-spezifische Weiterbildungen zu organisieren und eine schweizweite Liste von MS-Therapeutinnen zu erstellen. Zudem beteiligt sich die Fachgruppe mit verschiedenen Projekten aktiv an der MS-Physiotherapieforschung.

Was für Pläne verfolgen Sie nun für die Zukunft?
Ich werde mich weiterhin aktiv für die MS-Physiotherapie einsetzen. Den Vorstand der FPMS werde ich als Beisitzerin noch unterstützen. An der Universität Basel leite ich zudem den Studiengang CAS MS-Therapeut/in und ab Januar 2019 auch den neu konzipierten Masterstudiengang MAS «Neurophysiotherapie – Fachexperte in Multiple Sklerose, Parkinson und Stroke».

Sie sind auch Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der MS-Gesellschaft. Wie sehen Sie Ihre Rolle in diesem Gremium?
Mit der Möglichkeit dieser Mitgliedschaft zeigt das Gremium gegenüber der Physiotherapie eine grosse Wertschätzung, was von grosser Bedeutung ist. Ich vertrete dort die Sichtweise der Physiotherapie im Rahmen einer interdisziplinären Behandlung von MS-Betroffenen.

Warum ist Physiotherapie für die Behandlung von MS so wichtig?
Für MS-Betroffene ist im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten ein körperliches Training sehr wichtig. Die Physiotherapeutin klärt die notwendigen Ressourcen der Betroffenen ab und ermöglicht dadurch ein individuelles Training. Bei schwerbetroffenen MS-Patienten stehen mehr passive Massnahmen zum Erhalt der Gelenkbeweglichkeit und Massnahmen zur muskulären Entlastung im Vordergrund. Selbstverständlich ist auch die Beratung bezüglich Hilfsmittel ein wichtiger Aspekt der Physiotherapie.

Welche besonderen Bedürfnisse müssen bei MS-Betroffenen berücksichtigt werden?
Der Verlauf der MS ist unvorhersehbar. Eine Veränderung der Symptomatik, vor allem beim schubartigen Verlauf, kann jederzeit auftreten. Der Physiotherapeut muss deshalb gut auf Veränderungen achten und fähig sein, die Therapie situativ anzupassen.

Zum Jubiläum haben die MS-Gesellschaft und die FPMS gemeinsam Videos mit Physiotherapie-Übungen für zuhause produziert. Wie ist diese Idee entstanden?
Für unser Jubiläum wollten wir bewusst etwas für die Betroffenen anbieten. Da der Wunsch, neue Heimübungen auszuarbeiten, schon länger bestand, war es natürlich toll, dass die MS-Gesellschaft dieses Projekt finanziell unterstützte und uns so eine professionelle Umsetzung ermöglichte.

Was möchten Sie Ihrer Nachfolgerin Simone Lagler mit auf den Weg geben?
Lieber kleine, dafür machbare Ziele setzen und sich über jeden Teilerfolg freuen.

>> Fachartikel von Regula Steinlin Egli: «Die spezialisierte MS-Physiotherapie»

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