Covid-19-Impfung bei Schweizer MS-Betroffenen: Was wir bis jetzt gelernt haben
Während der Pandemie führte das MS Register drei kürzere Umfragen durch, die sich auf die verschiedenen Themen im Zusammenhang mit Covid-19 konzentrierten. Die letzte dieser Umfragen war den Impferfahrungen von Menschen mit MS in der Schweiz gewidmet und wurde von 849 Personen beantwortet. Die ersten Ergebnisse der Analyse wurden nun veröffentlicht.
Impfquote höher als in der Allgemeinbevölkerung
Gemäss der in der ersten Jahreshälfte 2022 durchgeführten Umfrage betrug der Anteil der geimpften MS-Betroffenen 91,4%. Damit ist die Impfquote bei den MS-Betroffenen höher als in der Schweizer Allgemeinbevölkerung, in der die Impfquote im August 2022 bei fast 70% lag. In beiden Erhebungen wurden jeweils alle Personen, die mindestens eine Dosis des Covid-19-Impfstoffes erhielten, als geimpft betrachtet.
Bis zum 1. Mai 2022 gaben 59,4% der geimpften Teilnehmenden der Umfrage des MS Registers an, drei Impfdosen erhalten zu haben; 37,8% erhielten zwei Dosen, 2,3% eine Dosis, und bei 0,5 % der Teilnehmenden fehlten die Angaben. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden erhielt den Impfstoff von Moderna, gefolgt von dem Impfstoff von Pfizer-BioNTech, und nur 3 Teilnehmende erhielten den Einzeldosis-Impfstoff von AstraZeneca.
«Persönliche Präferenz» - der häufigste Grund für das Zögern, sich impfen zu lassen
Bei den Mehrfachantworten zu den Gründen für das Zögern, sich impfen zu lassen, war «persönliche Präferenz» die am häufigsten gewählte Antwort. Andere häufig gewählte Antworten waren die Unsicherheit wegen MS, fehlende Daten und Kenntnisse über Impfstoffe oder unerwünschte Wirkungen von Impfstoffen. Die Teilnehmenden hatten zusätzlich die Möglichkeit weitere Antworten in einem offenen Textfeld hinzuzufügen. Beispielsweise wurden Schwangerschaft, eine laufende oder kürzlich erfolgte Behandlung mit Ocrelizumab und der Verdacht auf das Vorhandensein von Antikörpern aus einer früheren Covid-19-Infektion genannt.
Einflussfaktoren für das Zögern bei der Impfung
Es wurde festgestellt, dass die folgenden Faktoren in signifikantem Zusammenhang mit dem Zögern bei der Impfung einhergehen:
Verträglichkeit des Covid-19-Impfstoffs
Die Verträglichkeit des Covid-19-Impfstoffs bei MS-Betroffenen war ähnlich wie in der Allgemeinbevölkerung1 - die Nebenwirkungen waren zumeist leicht und vorübergehend. Von den geimpften Teilnehmenden gaben 41,7% an, nach der ersten Impfstoffdosis Nebenwirkungen erfahren zu haben. Nach der zweiten Impfstoffdosis berichteten sogar 47,2% der Teilnehmenden über Nebenwirkungen. Die häufigste Nebenwirkung, wie aus der nachfolgenden Grafik ersichtlich, war Müdigkeit:
Seltene Veränderungen in MS-Symptomen nach Impfung
Nach der ersten Impfdosis haben 6,3% von den geimpften Befragten Veränderungen in ihren MS-Symptomen verspürt. Nach der zweiten Impfdosis waren dies 9%. Das entspricht insgesamt 49 bzw. 67 von 710 Personen. Die Teilnehmenden, welche nach der Impfung erhöhte, neu- oder wiedereintretenden MS-Symptome erlitten, wurden gefragt, diese in einem offenen Textfeld zu beschreiben. Diese Antworten ergaben, dass neu eingetretene oder erhöhte Fatigue die häufigste Veränderung war, sowohl nach der ersten als auch nach der zweiten Impfdosis, gefolgt von vermehrten Gangstörungen.
Daraus können wir lernen…
…, dass sich die Mehrheit der MS-Betroffenen in der Schweiz haben impfen lassen. Mit ein Grund war sicher auch die aktive Kommunikation von MS-Fachleuten zur Impfung, zum Beispiel durch den wissenschaftlichen Beirat der Schweiz. MS-Gesellschaft. Einige MS-Betroffene sollten jedoch stärker in diese Kommunikation einbezogen werden, vor allem jüngere Menschen mit MS und solche, die weniger Kontakt zu medizinischen Fachkräften haben. Ihre Bedenken und Fragen gilt es ernst zu nehmen. Hierbei spielen der medizinische Beirat und die Beratungsdienste der Schweiz. MS-Gesellschaft weiterhin eine wichtige Rolle, weil sie wissenschaftlich fundierte und unabhängige Empfehlungen und Beratungen anbieten: https://www.multiplesklerose.ch/de/unsere-angebote/beratungen/