An diesem Traditionsanlass blieben auch dieses Jahr keine Plätze frei, über 400 Personen verfolgten gespannt die Ausführungen zu Diagnoseverfahren, neuropsychologischen Faktoren der MS oder Real-World Data. Abgerundet wurde der Informationsteil der Veranstaltung von Prof. Ludwig Kappos durch ein Update zu neuen Medikamenten in der MS-Behandlung und eine Einschätzung zur Stammzelltherapie.
OCT bei der Diagnose von MS
Dr. Athina Papadopoulou erläuterte die Möglichkeiten von OCT (Optic Coherence Tomotgraphy) bei der Diagnose der MS. Das Auge dient als Fenster ins Gehirn und ermöglicht einen direkten Blick auf die Nervenzellen in der Netzhaut und das in einer nicht belastenden und einfach durchzuführenden Untersuchung. So zeigt sich, dass Schädigungen der Nervenzellen in der Netzhaut mit Schädigungen von Nervenzellen «weiter hinten» im Gehirn relativ genau widerspiegeln.
In dem von der Schweiz. MS-Gesellschaft unterstützten Forschungsprojekt
«OCT as marker of cognitive impairment in MS» untersucht Dr. Papadopoulou derzeit vertieft die Möglichkeiten mit OCT auch kognitive Defizite voraussagen zu können. Dies könnte es MS-Betroffenen ermöglichen schneller und angenehmer wichtige Informationen zu kognitiven Defiziten zu erhalten.
Neuropsychologie: Diagnose und Therapiebeurteilung
Auf die Ausgestaltung dieser kognitiven Defizite ging Prof. Pasquale Calabrese, Neuropsychologe an der Universität Basel und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Schweiz. MS-Gesellschaft ein. Er erklärte eindrücklich was die Neuropsychologie zur Diagnose und Therapiebeurteilung der MS beitragen kann. Dabei stellte er die unterschiedlichen kognitiven Einschränkungen dar und zeigte mögliche Massnahmen auf. Hat jemand aufgrund der MS beispielsweise Probleme mit der Flexibilität, also der Fähigkeit zum Multitasking, gilt es dies neben therapeutischen Massnahmen auch bei der Bewältigung des Berufsalltages, wenn möglich gemeinsam mit dem Arbeitgeber zu berücksichtigen.
Angebote der Schweiz. MS-Gesellschaft
Danach stellte Dr. Christoph Lotter den Zuhörern die Angebote der Schweiz. MS-Gesellschaft vor und ging dabei auf die umfassenden Dienstleistungen für Betroffene und Angehörige ein.
Das «Medical Image Analysis Center»
Nach der Pause gab Dr. Tim Sinnecker einen Einblick in die Arbeit des «Medical Image Analysis Center» und erklärte was man an diesem Center genau macht und wozu die moderne Bildauswertung gut ist. Die Sammlung von Bilddaten von grossen internationalen und nationalen Studien können mit modernsten Methoden ausgewertet werden und sind für die MS-Forschung von grosser Bedeutung.
«Real-World Data» als Beitrag im Kampf gegen MS
Wie man mit dieser Datenflut Fortschritte in der MS-Forschung erarbeiten kann, erklärte Dr. Johannes Lorscheider. Die Stichworte sind hier «Big Data» und «Real-World Data». Letzteres zeigt an, dass die gesammelten Daten aus der «echten» Welt über den Bereich der klinischen randomisierten Studien hinausgehen und eine grosse Anzahl an Betroffeneninformation beinhalten. Diese Studien, zu denen auch das Schweizer MS Register gehört, leisten gemeinsam mit den exakten klinischen Beobachtungen und Laborbefunden einen eminent wichtigen Beitrag im Kampf gegen MS.
Neuste Erkenntnisse und Studien
Der Abschluss der Vorträge obliegt traditionellerweise Prof. Ludwig Kappos, Chefarzt an der Neurologische Klinik und Poliklinik und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Schweiz. MS-Gesellschaft. Unter dem Titel «Schon wieder neue Medikamente oder Quantensprung in der Behandlung» gelang es ihm dem Publikum aus erster Hand die neuesten Erkenntnisse und Studien eingehend zu erläutern. So erhielten die Zuhörer einen Überblick über zugelassene und demnächst zu erwartende Medikamente.
Prof. Kappos betonte zudem die Vorteile einer möglichst früh einsetzenden Behandlung im Vergleich zu einer verzögerten Therapieeinleitung und fasste so die 2016 gewonnenen Erkenntnisse einer grossen Studie, bei der das Universitätsspital Basel federführend war zusammen. Zum Abschluss ging Prof. Kappos noch auf die Chancen und Risiken der Stammzelltransplantation bei MS ein.
Rege genutzt wurde auch die Möglichkeit den Referierenden Fragen zu stellen. Zwar konnten bei Weitem nicht alle Fragen der Zuhörer beantwortet werden, aber im Anschluss an die Veranstaltungen hatte man die Gelegenheit beim Apéro riche mit zahlreichen MS-Experten ins Gespräch zu kommen.