Multiple Sklerose

Hier erhalten Sie Informationen und Fakten über die Krankheit MS, deren Symptome, Verlauf und Vorkommen.

Krankheitsbild

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch fortschreitende, neurologische Erkrankung und betrifft das zentrale Nervensystem (ZNS = Gehirn und Rückenmark).

Was heisst das?

Nervenzellen des Gehirns senden und empfangen Signale an Körperteile und Organe. Die Nervenimpulse wandern entlang der Nervenfasern die durch Myelin isoliert sind.

MS ist die Folge von zwei Prozessen:

  1. wird die eigene Nervenisolierschicht irrtümlicherweise vom Immunsystem angegriffen und abgebaut (Autoimmunvorgang). Es werden lokale Entzündungsherde im ZNS verursacht und die Myelinschicht zerstört (Demyelinisierung).
  2. spielen auch abbauende Vorgänge eine Rolle, bei denen die Nervenfasern (Axone) und -zellen beschädigt werden. Dadurch treten Störungen in der Signalweiterleitung auf.

Entsprechend der Schädigung treten unterschiedliche Störungen und Behinderungen auf.

MS tritt meist im frühen Erwachsenenalter auf

Bei 80% der Betroffenen zeigen sich die ersten Symptome im Alter von 20 - 40 Jahren. MS ist somit die häufigste neurologische Krankheit in diesem Lebensabschnitt. Bei 3-10% kann sich die MS bereits im Kindesalter entwickeln, seltener auch erst im höheren Erwachsenenalter. Insbesondere bei der nicht schubförmigen MS, nämlich der primär progredientem Form (von Beginn an schleichend-zunehmender Verlauf) beginnt die Erkrankung meist erst nach dem 40. Lebensjahr.

Mehr Frauen als Männer betroffen

Frauen sind doppelt so häufig von MS betroffen als Männer. Vermutet werden hormonelle Einflüsse.

Keine MS gleicht der anderen

Die genaue Ursache von MS ist trotz intensiver Forschung nach wie vor nicht bekannt. Weiterhin wird ein Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und Einfluss durch Umweltfaktoren diskutiert. Es können vielfache Symptome und Behinderungen einzeln oder in Kombination auftreten. Die Störungen betreffen verschiedene Körperfunktionen wie zum Beispiel Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen an Beinen, Armen und Händen, Schmerzen sowie Blasen- und Darmstörungen. Viele MS-Betroffene leiden zusätzlich unter grosser Müdigkeit, Sensibilitätsstörungen und Konzentrationsschwächen.

Die heute existierenden Therapieangebote können den Verlauf der Krankheit nur mildern, bei einigen MS-Betroffenen wirken sie gar nicht.


Vorkommen

Jeden Tag eine MS-Diagnose. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie in Ihrem Umfeld jemanden mit MS kennen…

MS ist eine entzündliche Krankheit des Nervensystems. In der Schweiz geht man von rund 18‘000 Betroffenen aus. Das bedeutet, dass etwa jeder 560. Einwohner an MS leidet.

Bei 80% der Erkrankten zeigen sich die ersten Symptome im Alter von 20-40 Jahren. MS ist somit die häufigste neurologische Krankheit, die in diesem Lebensabschnitt diagnostiziert wird.

Bei 3-10% kann sich die MS bereits im Kindesalter entwickeln, seltener auch erst im höheren Erwachsenenalter. Insbesondere bei der nicht schubförmigen MS, nämlich der primär progredientem Form (von Beginn an schleichend-zunehmender Verlauf) beginnt die Erkrankung meist erst nach dem 40. Lebensjahr.


Ursache

Wie ist das Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und möglichem Einfluss durch Umweltfaktoren? Lesen Sie hier wo Experten den Auslöser von MS suchen.

Die genaue Ursache von Multiple Sklerose (MS) ist nach wie vor nicht bekannt.

Weiterhin wird ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren wie die genetische Veranlagung und Umwelteinflüsse vermutet. Beispiele dafür wären bestimmte Viren als Infektionserreger, Vitamin D-Mangel oder geografische Besonderheiten.

Das Abwehrsystem des Körpers (Immunsystem) übernimmt bei MS eine zentrale Rolle. Es schützt den Körper vor Krankheitserregern, wenn diese in den Körper eindringen. Einige dieser Immunabwehrzellen sind bei MS fehlgeleitet und greifen fälschlicherweise körpereigne Substanzen im zentralen Nervensystem (ZNS = Gehirn und Rückenmark) an und schädigen dieses. Bisher konnte jedoch kein einzelner Faktor als alleiniger Auslöser identifiziert werden.

Vermutlich müssen mehrere Faktoren und Einflüsse zusammentreffen, damit die MS ausgelöst wird.


MS-Symptome

Symptome der Multiplen Sklerose treten körperlich und/oder kognitiv auf und betreffen die Wahrnehmung, das Denken und Erkennen.

Im Laufe einer MS-Erkrankung können verschiedene Gebiete des zentralen Nervensystems (ZNS = Gehirn und Rückenmark) vom Krankheitsprozess betroffen sein. Je nach betroffener Region können die Symptome sehr unterschiedlich sein und von Person zu Person, aber auch bei derselben Person je nach Dauer und Schweregrad der Erkrankung sowie Tagesform variieren.

Mögliche Symptome können sein:

  • Sehstörungen (z.B. Sehschwäche, Doppelbilder)
  • Sprech- und Schluckstörungen
  • Schwindel
  • Empfindungsstörungen (Kribbeln, Temperaturempfindlichkeit)
  • Fatigue (Müdigkeit)
  • Muskelschwäche
  • Muskelsteife (Spastik)
  • Kognitive Störungen (z.B. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen)
  • Depressionen und Stimmungsänderungen
  • Schmerzen
  • Blasen- und Mastdarmstörungen
  • Sexuelle Funktionsstörungen

Die «typische MS» gibt es nicht. Die meisten MS-Betroffenen erleben mehr als ein Symptom im Verlauf der Erkrankung, aber in individueller Kombination. Manche Symptome treten bei vielen Betroffenen auf, aber kaum jemand erfährt alle möglichen Symptome.


Verlauf

Erfahren Sie welche Verlaufsformen von MS es gibt und wie sich diese auf MS-Betroffene auswirken können.

Multiple Sklerose (MS) verläuft unvorhersehbar und sehr individuell. Auch kann der Verlauf über die Jahre eine andere Form annehmen. Eine Prognose bezüglich der Schwere des Verlaufs oder der möglichen Beeinträchtigungen ist daher nur unter sehr grossem Vorbehalt möglich.

Bilden sich Symptome nach einem Schub schnell und komplett zurück, oder ist nach den ersten 5 Krankheitsjahren keine Behinderung aufgetreten, wird dies als eher günstiges Zeichen für den zukünftigen Verlauf beurteilt.

Was ist ein Schub?

Ein Schub ist ein akuter neurologischer Funktionsausfall, welcher zu vielfältigen Symptomen führt und ist als solcher definiert wenn:

  • die für die MS charakteristische Schädigung der Nervenbahnen (erneut) einsetzt,
  • dies zu Symptomen führt und der Zustand länger als 24 Stunden andauert
  • ein Zeitabstand von 30 Tagen seit dem letzten Schub besteht.

Es wird zwischen mehreren Verlaufsformen unterschieden:

  • Primär chronisch progrediente MS (von Anfang an dauernd zunehmend)
  • Schubförmig remittierende MS (remittierende = zurückbildend)
  • Sekundär chronisch progrediente MS (zu einem späteren Zeitpunkt zunehmend)

Während die Entzündungen in Gehirn und Rückenmark beim schubförmigen Verlauf in akuten Phasen auftreten und nach Abklingen der Entzündung die Symptome zumindest teilweise wieder verschwinden, geht die Verstärkung der Symptome beim primär und sekundär progredienten Verlauf schleichend voran.

  • Schubförmige MS

    Bei der überwiegenden Mehrheit der Betroffenen (rund 85%) beginnt die MS mit Schüben.

    Oft bilden sich die Beschwerden nach einem Schub wieder zurück, manchmal bleiben sie aber ganz oder teilweise bestehen.

    Zwischen den Schüben findet keine Verschlechterung des Gesundheitszustandes statt. Bei ungefähr der Hälfte der Betroffenen mit diesem Verlauf bleibt die MS ein Leben lang schubförmig. Ein Schub kann sich innerhalb weniger Stunden oder über einige Tage entwickeln und dauert unterschiedlich lange.

  • Primär chronisch-progrediente MS

    Bei 10-15% der Betroffenen zeichnet sich die MS von Anfang an durch langsame, chronische (kontinuierliche) Verschlechterung aus. Dazwischen kann die Krankheit zeitweise auch still stehen.

  • Sekundär chronisch-progrediente MS

    Diese Verlaufsform geht aus der schubförmigen MS hervor: Die Schübe treten im Laufe der Zeit weniger häufig auf und werden durch eine kontinuierliche Zunahme der Symptome abgelöst. Phasen, in denen die Krankheit still steht, sind möglich.

    Dieser Übergang von der schubförmigen in die sekundär chronisch-progrediente MS hat nicht nur Konsequenzen bezüglich der damit verbundenen Verminderung der Lebensqualität, sondern auch bezüglich der Wahl der zum aktuellen Zeitpunkt möglichen Medikamente.

    Der Anteil der Betroffenen, welcher nach 10 Jahren in eine sekundär chronisch-progrediente MS übergeht beträgt etwa 40%. Es kann davon ausgegangen werden, dass dieser Anteil durch die frühzeitige Diagnose und die erweiterten Behandlungsmöglichkeiten eher abnimmt.


Diagnose

Informieren Sie sich hier, mit welchen Untersuchungsarten und Kriterien eine MS diagnostiziert werden kann.

Einen «MS-Test» zur Diagnosestellung gibt es nicht. Zur Feststellung der Multiplen Sklerose müssen verschiedene Untersuchungen gemacht werden. Erfüllen die Ergebnisse anhand festgelegter Kriterien (McDonald-Kriterien 2017) die Anforderungen, steht die MS Diagnose oder ein Klinisch Isoliertes Syndrom (CIS=Vorstufe der MS) fest.

Untersuchungsmethoden

Die Untersuchungen dienen sowohl dem Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie die MS verursachen können, wie auch der Feststellung spezifischer MS Faktoren.

  • Anamnese

    Bei Verdacht auf eine Erkrankung des Nervensystems werden die Patienten fachärztlich (neurologisch) untersucht. Hierbei wird die Krankengeschichte aufgenommen und die Schilderungen von Angehörigen oder Drittpersonen gegebenenfalls mit einbezogen.

    Leider ist es nicht in jedem Fall möglich, länger zurückliegende Symptome als erste Krankheitszeichen einer MS zu definieren. Da mit der Diagnose eine Reihe von Veränderungen im Leben eines Betroffenen verbunden sind, ist die Diagnose äusserst sorgfältig zu stellen. Nur eindeutige, mindestens 24 Stunden anhaltende und nicht durch andere Erkrankungen erklärbare neurologische Symptome können rückwirkend in Einzelfällen als Erstsymptom gedeutet werden.

  • Neurologische Untersuchung

    Mittels neurologischer Untersuchungen überprüft der Arzt oder die Ärztin die Hirn- und Nervenfunktionen. Der Befund wird Neurostatus genannt. Die Untersuchung umfasst im Wesentlichen die Überprüfung folgender Aspekte:

    • Funktion der Augen
    • Funktion der Hirnnerven
    • Empfindung von Berührung, Temperatur und Schmerzen
    • Muskelkraft und Muskelspannung
    • Koordination der vegetativen Funktionen (Zusammenspiel der Nervenleitung für Harnblase, Mastdarm, Sexualorgane)

    Die Symptome werden standardisiert ermittelt und dokumentiert, so dass sie mit den Ergebnissen anderer behandelnder Fachärzte vergleichbar sind.

  • Magnetresonanz-Tomographie (MRI)

    Beim MRI (Magnetic Resonance Imaging) wird ein starkes Magnetfeld (keine Röntgenstrahlen) eingesetzt, um das zentrale Nervensystem bildlich darzustellen. Mit einem Kontrastmittel, das durch die Vene ins Blut verabreicht wird, können aktive Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark (Zentrales Nervensystem = ZNS) sichtbar gemacht werden. Verschiedene MRI Messmethoden geben Auskunft über das Alter der Läsionen (verletzte Stellen) und Gewebeverlust im ZNS. Das MRI ist nicht nur ein Mittel zur Diagnosestellung, sondern es dient auch zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs, zur Standortbestimmung bei einem bevorstehenden Medikamentenwechsel und bei einem klinischen Verdacht auf einen MS-Schub.

  • Evozierte Potenziale

    Evozierte Potenziale sind elektrische Spannungsunterschiede, die nach einer durch Strom eingeleiteten Reizung bestimmter Nervenleitbahnen aufgezeichnet werden. Man unterscheidet folgende Potenziale:

    • Visuell evozierte Potenziale (VEP): durch Reizung des Sehsystems
    • Sensibel evozierte Potenziale (SEP): durch Reizung der Haut
    • Motorisch evozierte Potenziale (MEP): durch Reizung von Kopf, Hand- und Fussmuskeln

    Da die genannten Sinnessysteme nach einer Reizung die Signale über Nervenfasern weiterleiten, kann dann durch die Messung der jeweiligen Nervenleitgeschwindigkeiten auf die Funktionstüchtigkeit der Nervenbahnen im Rückenmark sowie des Sehnervs zurückgeschlossen werden. Bei der MS kann diese Leitgeschwindigkeit durch die teilweise oder gänzliche Zerstörung der Myelinschicht verzögert oder ganz unterbrochen sein.

  • Lumbalpunktion

    Bei einer Lumbalpunktion (LP) wird aus dem Rückenmarkskanal etwas Nervenwasser (Liquor) entnommen. Sind im Liquor bestimmte Eiweissmuster, v.a. sogenannte oligoklonale Banden (OKB), vorhanden, deutet das auf entzündliche Prozesse im zentralen Nervensystem hin. Die Lumbalpunktion hilft auch, andere Erkrankungen, z.B. die Borreliose (verursacht durch einen Zeckenbiss), auszuschliessen.

Diagnostische Kriterien nach McDonald

Die sogenannten McDonald-Kriterien erlauben die standardisierte Diagnosestellung einer MS. Erst wenn diese Kriterien erfüllt sind und auch andere Krankheiten als Ursache ausgeschlossen werden können, ist die Diagnose einer MS angezeigt.

Die McDonald-Kriterien werden in der klinischen Praxis verwendet. Sie ermöglichen dem Arzt oder der Ärztin, die Diagnose MS mithilfe der Magnetresonanzuntersuchungen frühzeitig - nach einem ersten Schub - zu sichern. MS-Therapien können somit schon sehr früh eingesetzt werden, was den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.

Die McDonald-Kriterien sind bereits mehrere Jahre praktisch erprobt und mehrmalig angepasst. Nachfolgend eine Zusammenstellung der Kriterien, wie sie heute Gültigkeit haben.

EDSS-Score

Die weltweit am weitesten verbreitete Skala zur Beschreibung der Beeinträchtigung durch die MS ist die Kurtzke-Skala, auch EDSS genannt. EDSS steht für «Expanded Disability Status Score». Die Skala erstreckt sich von 0 bis 10 und beinhaltet detaillierte Angaben über den Behinderungsgrad.

Mit dem EDSS bewertet der Arzt oder die Ärztin immer wieder neu, welche Einschränkungen aufgrund der MS vorliegen. Somit kann der Verlauf der Krankheit nach international einheitlichen Kriterien beschrieben werden.

In den letzten Jahren wurde viel an der besseren Standardisierung des EDSS gearbeitet, insbesondere für den Gebrauch in Therapiestudien.

Anhand einer standardisierten neurologischen Untersuchung und Dokumentation werden acht Funktionssysteme bewertet:

  • Visuelles Funktionssystem (u.a. Sehschärfe)
  • Hirnstamm-Funktionssystem (u.a. Doppelbilder, Sensibilität im Gesicht)
  • Pyramidales Funktionssystem (u.a. Muskelkraft der Arme und Beine)
  • Kleinhirn-Funktionssystem (u.a. Finger-Nase-Versuch)
  • Sensibles Funktionssystem (u.a. Prüfung der Temperaturempfindlichkeit)
  • Harnblasen- und Mastdarm-Funktionssystem (u.a. Frage nach Inkontinenz)
  • Cerebrales Funktionssystem (u.a. Frage nach Konzentrationsstörungen)
  • Gehstrecke (Nutzung von Gehhilfen), mindestens 500 Meter sollten ambulant getestet werden.

In Fachkreisen werden derzeit Skalen entwickelt, welche weitere funktionelle Beeinträchtigungen – etwa kognitive Einschränkungen – noch besser berücksichtigen sollen. Keine dieser neuen Skalen konnte bislang aber den EDSS ersetzen.

  • EDSS-Skala
    Einteilung der neurologischen Defizite bei MS anhand der EDSS-Skala nach Punktwert 0 bis 10

    0,0

    normaler neurologischer Untersuchungsbefund

    1,0

    keine Behinderung, geringfügige Störung in einem funktionellen System

    1,5

    keine Behinderung, geringfügige Störung in mehr als einem funktionellen System

    2,0

    leichte Behinderung in einem funktionellen System

    2,5

    leichte Behinderung in mehr als einem funktionellen System

    3,0

    mässige Behinderung in einem funktionellen System, oder leichte Behinderung in drei oder vier funktionellen Systemen, aber volle Gehfähigkeit

    3,5

    mässige Behinderung in zwei funktionellen Systemen, und leichte Behinderung in einem oder zwei funktionellen Systemen, aber volle Gehfähigkeit

    4,0

    gehfähig ohne Hilfe und Ruhepause für mindestens 500 Meter, am Tag während 12 Stunden aktiv trotz relativ schwerer Behinderung

    4,5

    gehfähig ohne Hilfe und Ruhepause für mindestens 300 Meter, ganztägig arbeitsfähig, aber mit gewissen Einschränkungen wegen relativ schwerer Behinderung

    5,0

    gehfähig ohne Hilfe und Ruhepause für mindestens 200 Meter, Behinderung schwer genug, um tägliche Aktivität zu beeinträchtigen

    5,5

    gehfähig ohne Hilfe und Ruhepause für mindestens 100 Meter, Behinderung schwer genug, um tägliche Aktivität zu verhindern

    6,0

    mit einseitiger oder zeitweiliger Unterstützung ohne Ruhepause gehfähig für etwa 100 Meter

    6,5

    mit dauernder, beidseitiger Unterstützung ohne Ruhepause gehfähig für etwa 20 Meter

    7,0

    unfähig, auch mit Unterstützung, mehr als 5 Meter zu gehen; weitgehend auf den Rollstuhl angewiesen, der ohne Hilfe benutzt werden kann

    7,5

    unfähig, mehr als ein paar Schritte zu gehen; komplett auf den Rollstuhl angewiesen, Hilfe für Transfer. Bewegt Rollstuhl selbst, vermag nicht den ganzen Tag im Rollstuhl zu verbringen. Benötigt eventuell motorisierten Rollstuhl.

    8,0

    weitgehend auf Bett oder Rollstuhl angewiesen; pflegt sich weitgehend ohne Hilfe, Arme meist gut zu benützen.

    8,5

    weitgehend – auch tagsüber – aufs Bett angewiesen, Arme teilweise zu benützen, teilweise Selbstpflege möglich

    9,0

    Bettlägerigkeit, aber Nahrungsaufnahme und Verständigungsvermögen erhalten

    9,5

    Völlige Hilflosigkeit mit gestörter Nahrungsaufnahme und Verständigung

    10

    Tod in Folge der MS


Kinderwunsch bei MS

Sie wünschen sich Kinder? MS muss kein Grund sein, auf Kinder zu verzichten! Lesen Sie hier Informationen zu Risiken, Verlauf und Umgang mit MS-Medikamenten.

MS und der Wunsch Kinder zu haben, schliessen sich nicht aus. Medizinisch gesehen spricht nichts gegen eine Schwangerschaft, allerdings liegt sie idealerweise  in einer stabilen Phase der MS und sie sollte mit dem behandelnden Neurologen und einer Gynäkologin geplant werden. Machen Sie sich darüber hinaus schon im Voraus Gedanken dazu, wer das Kind versorgt, falls die Erkrankung verstärkt aktiv ist oder sich weiter verschlechtert.

Fruchtbarkeit

Die Fruchtbarkeit (Fertilität) von Männern und Frauen mit MS ist nicht eingeschränkt. Dennoch sind von MS betroffene Frauen häufiger kinderlos oder haben weniger Kinder als gesunde Frauen. Ob dies eine biologische Ursache hat, ist bisher nicht bekannt. Untersuchungen zeigen, dass es bei unbehandelten Frauen mit einer hohen Krankheitsaktivität eher zu Abweichungen in der Menge an Sexualhormonen kommen kann. Nach jetzigem Wissensstand wird die Fruchtbarkeit von wenigen MS-Therapien beeinflusst.

Unerfüllter Kinderwunsch bei der Frau

Studien zeigen, dass durch Kinderwunschbehandlungen (Reproduktionsmedizin) Schübe ausgelöst werden können. Wird eine Frau nach einer Stimulationstherapie schwanger, ist das Schubrisiko minimal. Zum Schutz vor Schüben wird empfohlen, die MS-Therapie während der Stimulation beizubehalten und diese abzusetzen, wenn der Schwangerschaftstest positiv ist. Das genaue Vorgehen sollte mit dem behandelnden Neurologen besprochen werden.

Schwangerschaft

Studien unbehandelter MS betroffener Frauen zeigen, dass das Schubrisiko im Verlauf der Schwangerschaft abnimmt, es jedoch nach der Entbindung wieder zu einem Schubanstieg kommen kann. Ob dies auch für Frauen gilt, die unter einer MS-Therapie schwanger geworden sind oder die Therapie erst kurz vor Eintritt einer Schwangerschaft abgesetzt haben, ist bisher nicht untersucht. Die Erfahrung zeigt, dass das Schubrisiko in der Schwangerschaft umso höher ist, je höher die Krankheitsaktivität zuvor war. Insbesondere wenn stärker wirksame MS-Therapien abgesetzt werden, können in der Schwangerschaft Schübe auftreten. Die Höhe des Risikos im Einzelnen ist nicht bekannt. Daher sollte eine Schwangerschaft, besonders bei hochaktiver MS, nach Rücksprache mit dem behandelnden Neurologen geplant werden. In jedem Fall sollten Frauen mit MS (wie gesunde Frauen auch) bereits während der Planung der Schwangerschaft Folsäure einnehmen.

Geburt

Der Schwangerschaftsverlauf von MS betroffenen und gesunden Frauen ist ähnlich. Einschränkungen für die Geburt sollten sich durch die MS nicht ergeben. Der Schubanstieg nach der Geburt ist unabhängig von der Art der Entbindung.

Auf eine Periduralanästhesie (PDA) während der Geburt muss nicht verzichtet werden. Die PDA beeinfluss den Schubanstieg nach der Entbindung nicht. Trotz MS kann auch eine Spinalanästhesie oder eine Vollnarkose bei einem Kaiserschnitt angewendet werden.

Nach der Geburt

Muttermilch ist die beste Ernährung für ein Baby. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 4-6 Monate ausschliesslich zu stillen und dann sukzessive Beikost einzuführen. In der Regel können Frauen mit leichter bis moderater Krankheitsaktivität stillen, wenn sie möchten. Stillen hat keinen negativen Effekt auf die Schubrate, ein positiver Effekt konnte nur von einem Teil der Studien belegt werden. Es gibt keine allgemeine Empfehlung, wie schnell nach dem Stillen wieder mit der MS-Therapie begonnen werden soll. Besprechen Sie Ihren Wunsch zu stillen mit Ihrem Neurologen und der Gynäkologin.

Frauen, die nicht stillen möchten oder eine hohe Krankheitsaktivität vor und während der Schwangerschaft haben, wird die zügige Wiederaufnahme der MS-Therapie in den ersten zwei Wochen nach der Geburt empfohlen.

Männer mit MS

Männer müssen die gängigen MS-Medikamente – bis auf wenige Ausnahmen - in der Regel vor einer geplanten Zeugung nicht absetzen. Bei Spermien schädigenden Medikamenten besteht die Möglichkeit, vor der Therapie einer Samenspende zu machen und diese durch Einfrieren (Kryokonservierung) der aufzubewahren.

Verhütung

Eine Abschwächung der Wirkung oraler Kontrazeptiva (Pille) sind für die zugelassenen MS-Therapien nicht bekannt. Einzig das Auftreten von Durchfall als Nebenwirkung kann zu einer verminderten oder aufgehobenen Wirksamkeit der Pille führen. Eine Schwangerschaft unter Einfluss gewisser Medikamente muss während der Therapie zuverlässig verhindert werden. Es wird MS-Betroffenen beider Geschlechter empfohlen, die Therapie bei diesen Medikamenten mindestens 6 Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abzusetzen.

Auch müssen Männer und Frauen während der Behandlung mit diesen Medikamenten und 6 Monate nach der letzten Dosis verhüten. An den Tagen der Tabletteneinnahme und 4 Wochen danach muss bei Verhütung mit der Pille ein zusätzlicher Schutz, z.B. Kondom, angewandt werden (doppelte Verhütungsmethode).

Sicherheitsdaten in Schwangerschaft und Stillzeit

Die gängigen MS-Medikamente sind in der Schwangerschaft und Stillzeit gar nicht oder nur eingeschränkt zugelassen. Die aktuell verfügbaren Daten zur Anwendung der wichtigsten MS-Therapien und Schubtherapeutika in Schwangerschaft und Stillzeit werden im MS Infoblatt «MS-Medikamente und Familienplanung» aufgeführt.