Fruchtbarkeit
Die Fruchtbarkeit (Fertilität) von Männern und Frauen mit MS ist nicht eingeschränkt. Dennoch sind von MS betroffene Frauen häufiger kinderlos oder haben weniger Kinder als gesunde Frauen. Ob dies eine biologische Ursache hat, ist bisher nicht bekannt. Untersuchungen zeigen, dass es bei unbehandelten Frauen mit einer hohen Krankheitsaktivität eher zu Abweichungen in der Menge an Sexualhormonen kommen kann. Nach jetzigem Wissensstand wird die Fruchtbarkeit von wenigen MS-Therapien beeinflusst.
Unerfüllter Kinderwunsch bei der Frau
Studien zeigen, dass durch Kinderwunschbehandlungen (Reproduktionsmedizin) Schübe ausgelöst werden können. Wird eine Frau nach einer Stimulationstherapie schwanger, ist das Schubrisiko minimal. Zum Schutz vor Schüben wird empfohlen, die MS-Therapie während der Stimulation beizubehalten und diese abzusetzen, wenn der Schwangerschaftstest positiv ist. Das genaue Vorgehen sollte mit dem behandelnden Neurologen besprochen werden.
Schwangerschaft
Studien unbehandelter MS betroffener Frauen zeigen, dass das Schubrisiko im Verlauf der Schwangerschaft abnimmt, es jedoch nach der Entbindung wieder zu einem Schubanstieg kommen kann. Ob dies auch für Frauen gilt, die unter einer MS-Therapie schwanger geworden sind oder die Therapie erst kurz vor Eintritt einer Schwangerschaft abgesetzt haben, ist bisher nicht untersucht. Die Erfahrung zeigt, dass das Schubrisiko in der Schwangerschaft umso höher ist, je höher die Krankheitsaktivität zuvor war. Insbesondere wenn stärker wirksame MS-Therapien abgesetzt werden, können in der Schwangerschaft Schübe auftreten. Die Höhe des Risikos im Einzelnen ist nicht bekannt. Daher sollte eine Schwangerschaft, besonders bei hochaktiver MS, nach Rücksprache mit dem behandelnden Neurologen geplant werden. In jedem Fall sollten Frauen mit MS (wie gesunde Frauen auch) bereits während der Planung der Schwangerschaft Folsäure einnehmen.
Geburt
Der Schwangerschaftsverlauf von MS betroffenen und gesunden Frauen ist ähnlich. Einschränkungen für die Geburt sollten sich durch die MS nicht ergeben. Der Schubanstieg nach der Geburt ist unabhängig von der Art der Entbindung.
Auf eine Periduralanästhesie (PDA) während der Geburt muss nicht verzichtet werden. Die PDA beeinfluss den Schubanstieg nach der Entbindung nicht. Trotz MS kann auch eine Spinalanästhesie oder eine Vollnarkose bei einem Kaiserschnitt angewendet werden.
Nach der Geburt
Muttermilch ist die beste Ernährung für ein Baby. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 4-6 Monate ausschliesslich zu stillen und dann sukzessive Beikost einzuführen. In der Regel können Frauen mit leichter bis moderater Krankheitsaktivität stillen, wenn sie möchten. Stillen hat keinen negativen Effekt auf die Schubrate, ein positiver Effekt konnte nur von einem Teil der Studien belegt werden. Es gibt keine allgemeine Empfehlung, wie schnell nach dem Stillen wieder mit der MS-Therapie begonnen werden soll. Besprechen Sie Ihren Wunsch zu stillen mit Ihrem Neurologen und der Gynäkologin.
Frauen, die nicht stillen möchten oder eine hohe Krankheitsaktivität vor und während der Schwangerschaft haben, wird die zügige Wiederaufnahme der MS-Therapie in den ersten zwei Wochen nach der Geburt empfohlen.
Männer mit MS
Männer müssen die gängigen MS-Medikamente – bis auf wenige Ausnahmen - in der Regel vor einer geplanten Zeugung nicht absetzen. Bei Spermien schädigenden Medikamenten besteht die Möglichkeit, vor der Therapie einer Samenspende zu machen und diese durch Einfrieren (Kryokonservierung) der aufzubewahren.
Verhütung
Eine Abschwächung der Wirkung oraler Kontrazeptiva (Pille) sind für die zugelassenen MS-Therapien nicht bekannt. Einzig das Auftreten von Durchfall als Nebenwirkung kann zu einer verminderten oder aufgehobenen Wirksamkeit der Pille führen. Eine Schwangerschaft unter Einfluss gewisser Medikamente muss während der Therapie zuverlässig verhindert werden. Es wird MS-Betroffenen beider Geschlechter empfohlen, die Therapie bei diesen Medikamenten mindestens 6 Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abzusetzen.
Auch müssen Männer und Frauen während der Behandlung mit diesen Medikamenten und 6 Monate nach der letzten Dosis verhüten. An den Tagen der Tabletteneinnahme und 4 Wochen danach muss bei Verhütung mit der Pille ein zusätzlicher Schutz, z.B. Kondom, angewandt werden (doppelte Verhütungsmethode).
Sicherheitsdaten in Schwangerschaft und Stillzeit
Die gängigen MS-Medikamente sind in der Schwangerschaft und Stillzeit gar nicht oder nur eingeschränkt zugelassen. Die aktuell verfügbaren Daten zur Anwendung der wichtigsten MS-Therapien und Schubtherapeutika in Schwangerschaft und Stillzeit werden im MS Infoblatt «MS-Medikamente und Familienplanung» aufgeführt.