Tierisch gute Freunde: Olivier & Leni

MS-Geschichten

Mein Name ist Olivier Beysard, ich bin 41 Jahre alt. Gemeinsam mit meiner Frau Mara, unserer sechs Monate alten Tochter Naline, unserem Hund Leni und unserer Katze Stinki lebe ich im Wallis. Bei mir wurde im Oktober 2022 MS diagnostiziert, nachdem ich Probleme mit der Sensibilität in den Beinen hatte.

Und wer ist dein «tierischer Freund»?

Leni, noch zwei Jahre alt, aber bald drei Jahre alt. Leni ist Leni! Er heisst Leni wegen Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, aber angesichts der politischen Lage in Russland haben wir beschlossen, dass Leni politisch korrekter ist.

Leni ist ein Samojede, eine aus Sibirien stammende Rasse. Leni liebt es, durch den Schnee zu rennen, er ist weiss, haarig, liebt Umarmungen und frisst absolut alles, was er findet. Leni kann aufwachen und zu mir rennen, wenn ich mitten in der Nacht eine Packung Kekse öffne – er hat einen sechsten Sinn für (Fr)Essbares.

Leni hat einen fragwürdigen Atem und Füsse, die nach Käse riechen. Aber Leni ist vor allem ein extrem freundlicher Hund, der einfach nur mit allem, was lebt, befreundet sein will, sogar mit den Insekten, die er beobachtet. Er ist wahrscheinlich der schlechteste Wachhund der Welt.

Wie habt ihr euch gefunden?

Unser Treffen war ein schlechter Witz. Ich habe panische Angst vor Hunden, sie haben mir schon immer Angst gemacht. Oder besser gesagt: Ich h a t t e Angst vor Hunden. Meine Frau dagegen war schon immer tierlieb und bestand mehrmals darauf, die beiden Samojeden unserer Nachbarn mit auf einen Spaziergang zu nehmen. Als ich die beiden Hunde das erste Mal in unserem Auto hatte, war ich völlig panisch, aber dann lernte ich sie kennen und schätzen.

Am 10. Juli 2021 sagten wir uns, dass wir uns einen Samojeden-Welpen ansehen wollten, ohne dass wir uns wirklich dazu entschlossen hätten, einen Hund zu erwerben. Was für ein Selbstbetrug. Natürlich haben wir uns total in diese kleinen, süssen, weisshaarigen Tiere verliebt. Leni hatte ein grünes Halsband, er kam ganz natürlich auf meinen Schoss und sah mich mit seinen kleinen braunen Augen an, die sagten: «Du, ihr, ICH, … das ist für das ganze Leben!»

Wir holten Leni am 21. August 2021 ab. Unser Abenteuer und unser Zusammensein begann an diesem Tag.

Wirkt sich dein Tier positiv auf deinen Alltag mit Multipler Sklerose aus?
Welche körperlichen und psychischen Vorteile bringt dir euer Zusammenleben?

Leni hat einen positiven Einfluss auf meine Krankheit. Bei meinem ersten Schub konnte ich nur ein paar Dutzend Meter gehen, dann war ich furchtbar müde. Leni bat mich immer wieder, mit ihm nach draussen zu gehen. Immer wieder... Ich wurde verrückt. Heute denke ich, dass er verstanden hatte, dass es mir nicht gut ging, und er drängte mich, mit ihm zu gehen. Ich ging jeden Abend mit ihm aus, immer länger, immer weiter, bis ich schliesslich manchmal mit ihm joggte.

Wenn meine Stimmung nicht so gut ist, ist Leni immer da, um sich streicheln zu lassen und sich auf dem Sofa an mich zu kuscheln (sagen Sie meiner Frau nichts davon). Ich bin natürlich von meiner Familie und meinen Verwandten umgeben, aber manchmal, wenn ich keine Lust habe, verbal zu kommunizieren, wende ich mich an Leni, um ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen, und ich habe das Gefühl, dass er mich versteht.

Gibt es manchmal auch Probleme, Sorgen?

Mit Leni jeden einzelnen Tag! Vor allem, wenn der Herr beschlossen hat, sich im Schlamm zu wälzen!

Kannst du anderen MS-Betroffenen dein Haustier empfehlen?
Welche Voraussetzungen müssen für eine funktionierende «Partnerschaft» definitiv erfüllt sein?

Ja, ich würde dazu raten, einen Hund anzuschaffen. Ein Hund gibt seinem Besitzer bedingungslose Liebe und wenn man sich manchmal von allen anderen unverstanden fühlt, denke ich, dass sie in der Lage sind, einen zu verstehen. Gleichzeitig muss ein Hund für Menschen in meiner Situation, in der sich die MS in den Beinen absetzt, immer nach draussen gehen, spielen und sich bewegen. Leni zwingt mich, mich zu bewegen, auch wenn ich nicht wirklich Lust dazu habe.