Tierisch gute Freunde: Chiara & Ladina

MS-Geschichten

Mein Name ist Ladina Kilchhofer. Ich bin 25 Jahre alt. Ich arbeite als Medizinische Praxisassistentin. Die Diagnose MS bekam ich mit 14 Jahren.

Und wer ist dein «tierischer Freund»?
Meine tierische Freundin heisst Chiara, sie ist meine kleine Prinzessin. Sie ist ein Kleinspitz, 8 Monate alt und seit 5 Monaten bei mir. Als ich erfahren habe, dass Chiaras Zieh-Mama sich für mich entschieden hat und Chiara somit bei mir einziehen würde, ist für mich ein riesen Wunsch in Erfüllung gegangen. Wir hatten immer Haustiere, Kaninchen, Hunde und viele Katzen, ich möchte mir ein Leben ohne Haustiere nicht vorstellen.

Wie habt ihr zueinander gefunden?
Es war eigentlich alles anders geplant, als es schlussendlich gekommen ist, doch genau so, wie die Krankheit MS nicht planbar ist, ist das ganze Leben kaum planbar und es kommt einfach so, wie es kommen muss.

Ich wollte aus Interesse an ihren Hunden einfach eine Züchterin besuchen gehen, um sie kennen zu lernen, der nächste Wurf war eigentlich erst auf Ende 2021 geplant. Nun es kam dann eben, wie es kommen sollte und plötzlich war eine Hündin ungeplant schwanger und bekam 6 wollige kleine Welpen. Ich dachte mir, ach… wie lernt man eine Züchterin besser kennen, als wenn man auch sieht, wie die Kleinen aufwachsen, komm wir gehen einfach mal schauen...

Lange Rede, kurzer Sinn: Jetzt sitze ich bei mir Zuhause auf dem Boden, schaue meiner kleinen Maus Chiara in die Augen und bin überglücklich sagen zu können: «Dieser süsse Wollknäuel ist mein Hund!».

Wirkt sich dein Tier positiv auf deinen Alltag mit Multipler Sklerose aus? Welche körperlichen und psychischen Vorteile bringt dir euer Zusammenleben?
Erstens und natürlich das absolut Offensichtlichste: sie ist soooo flauschig und ein super Kuschelpartner, was natürlich ganz viele Glückshormone frei setzt :)

Da sie auch viel Bewegung braucht, bewege ich mich automatisch mehr, was mir sehr gut tut und das merke ich jetzt schon nach dieser kurzen Zeit mit ihr. Auch die frische Luft ist für mich sehr belebend, da ich fest mit der Fatigue zu kämpfen habe. Und durch die vielen Spaziergänge an der frischen Luft hat sich meine Lebensqualität im Zusammenhang mit der Fatigue klar verbessert.

Ich denke, auch psychisch ist ein Haustier eine enorme Bereicherung für Herz und Kopf. 

Denn was ist besser, als bedingungslose Liebe zu spüren, wenn man körperlich, seelisch und psychisch, gerade bei einem Schub, vielleicht ein bisschen aufgegeben hat? Da gibt es doch nichts Besseres als eine kalte Nase mit einem riesen Herzen neben sich zu wissen, welches einen liebt, wie man ist!

Gibt es auch Probleme, Sorgen?
Natürlich, Sorgen gibt es immer, da man ja auch Verantwortung gegenüber dem Tier hat. Ich habe aber eine unbeschreiblich tolle Züchterin, mit einem grossen Herzen für Tier und Mensch im Rücken, welche mir jederzeit hilft. Gerade bei einem schwereren Schub, bei dem ich vielleicht ein paar Tag doch auf Hilfe angewiesen bin, weiss ich, dass sie mir mit Chiara hilft und sie somit bei ihr für diese Zeit gut aufgehoben ist, bis ich mich erholt habe.

Kannst du anderen MS-Betroffenen (d)ein Haustier empfehlen? Welche Voraussetzungen müssen für eine funktionierende «Partnerschaft» definitiv erfüllt sein?
Ich kann jedem MS-Betroffenen ein Haustier empfehlen, da es aus meiner Sicht für Körper und Geist keine bessere Medizin gibt. Dennoch finde ich, jeder sollte sich zuerst mit der Frage beschäftigen, welches Tier passt zu meiner Lebenssituation am besten, beziehungsweise, welchem Tier kann ich auch das, was es braucht, bieten. 

Und genau so wichtig ist die Frage, was passiert, wenn es mir schlechter geht oder ich einen Schub habe? Gerade die Antwort auf diese Frage finde ich ausschlaggebend, um eine gute Entscheidung für ein Haustier treffen zu können. Weil ein Haustier eine grosse Verantwortung ist!