Positives Gesundheitsverhalten und Wohlbefinden bei jüngeren MS-Betroffenen

Das Schweizer MS Register

Das persönliche Wohlbefinden und ein bewusster Umgang mit der Gesundheit sind zentrale Aspekte der Lebensqualität bei MS-Betroffenen. Doch wie verhält es sich bei verschiedenen Altersgruppen und was sind charakteristische Züge bei jüngeren MS-Betroffenen? 

Im Fokus dieser Monatsgrafik steht also das positive Gesundheitsverhalten und Aspekte des persönlichen Wohlbefindens von jüngeren MS-Betroffenen. Dazu wurden Daten aus der Hauptbefragung des MS Registers analysiert. 427 Angaben von MS-Betroffenen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren konnten dabei berücksichtigt werden.

Körperliche Aktivität

In einem ersten Schritt wurde die körperliche Aktivität als Mass für ein positives Gesundheitsverhalten unter die Lupe genommen. Dabei wurden das Geschlecht, Alter und der MS-Typ von Registerteilnehmenden mitberücksichtigt. Zunächst wollten wir wissen: «An wie vielen Tagen der letzten Woche waren Sie insgesamt 30 Minuten oder länger körperlich aktiv?»

Die Mehrheit gab mit knapp 20% der Teilnehmenden im Durchschnitt 2 Tage pro Woche an. Weitere 15% gaben sogar 3 Tage der letzten Woche an und 12% sogar 4 Tage pro Woche. Im Vergleich dazu jedoch nannten auch 14% der Teilnehmenden 0 Tage pro Woche und 13% einen Tag pro Woche. Die beliebtesten Aktivitäten sind Wandern, Velo fahren und Yoga. Daneben wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Sport- und Freizeitaktivitäten genannt.

Analogien

Diese Zahlen sind vergleichbar mit den Angaben aller Registerteilnehmenden über 35 Jahren (N=1587) und der Trend sieht sehr ähnlich aus. Bezüglich Geschlecht und Alter waren die Teilnehmenden dieser Analyse zur grossen Mehrheit Frauen (83%) und von einer schubförmigen MS betroffen (86%).

Wohlbefinden bei jüngeren MS-Betroffenen

In einem zweiten Schritt wurden Fragen zum Wohlbefinden mittels einem standardisierten Fragebogen der WHO (The WHO-5 Well-Being Scale) untersucht. Dabei konnten die Teilnehmenden Angaben über ihr Wohlbefinden der letzten 2 Wochen machen. Die folgenden fünf Fragen wurden dabei gestellt:

In den letzten zwei Wochen...

  1. «... war ich froh und guter Laune»,
  2. «... habe ich mich ruhig und entspannt gefühlt»,
  3. «... habe ich mich energisch und aktiv gefühlt»,
  4. «... habe ich mich beim Aufwachen frisch und ausgeruht gefühlt»
  5. «... war mein Alltag voller Dinge, die mich interessieren».

Die Antwortskalen reichten von «die ganze Zeit» über «meistens», «etwas mehr als die Hälfte der Zeit», «etwas weniger als die Hälfte der Zeit», «ab und zu» bis «zu keinem Zeitpunkt». Anhand der Auswertung nach «positiven» Antworten wurde folgende «Rangordnung» gebildet.

Der 1. Platz mit den meisten positiven Stimmen bekam die Aussage: «In den letzten zwei Wochen war ich froh und guter Laune», welche mehr als die Hälfte (60%) der Teilnehmenden positiv bewertete.

An zweiter Stelle stand «... war mein Alltag voller Dinge, die mich interessieren» mit 56% positiven Stimmen.

Gefolgt von «... habe ich mich ruhig und entspannt gefühlt» mit 49% und «... habe ich mich energisch und aktiv gefühlt» mit 44%.

Am wenigsten positive Stimmen waren bei der Aussage «... habe ich mich beim Aufwachen frisch und ausgeruht gefühlt» festzustellen (34%).

Unterschiede

Im Vergleich zu den Angaben aller Registerteilnehmenden über 35 Jahren (N=1587) konnte man die Tendenz feststellen, dass jüngere MS-Betroffene vor allem bei der Rubrik «... habe ich mich energisch und aktiv gefühlt» positivere Angaben gemacht haben (44% vs. 39%). Im Gegensatz dazu wurde in der Gruppe ab 35 Jahren die folgenden beiden Rubriken besser bewertet: «... habe ich mich beim Aufwachen frisch und ausgeruht gefühlt» (40% vs. 34%) und «habe ich mich ruhig und entspannt gefühlt» (55% vs. 49%).

In Anbetracht der Altersdifferenz dieser beiden Gruppen machen diese Resultate auch Sinn, da im Sample von Betroffenen ab 35 Jahren der Altersdurchschnitt einiges höher war und hier auch die Stimmen der «älteren MS-Betroffenen» abgebildet wurden. Hier kommen vermutlich auch unterschiedliche Lebensphasen zum Tragen, wie beispielsweise eine Doppelbelastung von Familie und Beruf in der Gruppe ab 35 Jahren, weshalb sich diese Altersgruppe im Durchschnitt weniger energisch und aktiv fühlen mag, jedoch sich generell ruhiger und entspannter fühlt im Vergleich zu den ganz Jungen von 18-35 Jahren.

Diese Aussagen sind im Einklang mit Beobachtungen aus der Allgemeinbevölkerung, dass die ältere Generation sich tendenziell ruhiger und entspannter fühlt und sich nach dem Aufwachen frischer und ausgeruhter fühlt als die jüngere Generation.

Fazit

Diese Auswertung zeigt nochmals die Wichtigkeit der körperlichen Aktivität als Teil eines positiven Gesundheitsverhaltens auf. Sie betont in Ergänzung zur Monatsgrafik vom Juni («Sich regen bringt Segen: körperliche Aktivität und Fatigue») nun die charakteristischen Merkmale der körperlichen Aktivität bei jüngeren MS-Betroffenen zwischen 18 und 35 Jahren.

Weiterhin wurde mit dieser Analyse aufgezeigt, dass das persönliche Wohlbefinden von jüngeren MS-Betroffenen des MS Registers im Durchschnitt gut beurteilt wurde, vor allem die mentalen und psychischen Aspekte. Die körperlichen Dimensionen wurden in der Tendenz etwas weniger gut bewertet, was vermutlich die physischen Einschränkungen (z.B. Müdigkeit am Morgen) dieser Altersgruppe widerspiegeln könnte.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass solche Umfragen zur Gesundheit und zum Wohlbefinden in der Regel eine positive Verzerrung aufweisen können, da die Teilnehmenden aufgrund sozialer Erwünschtheit gewisse Fragen positiver einschätzen und beantworten als es der Realität entsprechen würde.

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