Gesichter der MS: Sonja Zweifel

Gesichter der MS

Diese Serie ist anders. Nicht Dritte oder Unbeteiligte reden über MS und Menschen mit MS. Sondern MS-Betroffene selbst sprechen über ihr Leben mit einer unheilbaren Krankheit, ihre Hoffnungen, ihre Ängste. Wie die Krankheit sie fordert, aber auch, wie die MS sie vielleicht stärker gemacht hat. Wie eng gute und schlechte Erfahrungen beieinander liegen.

Wer bist du? Wie alt bist du?
Ich bin Sonja Zweifel, 25 Jahre alt.

Was bedeutet MS für dich?
MS bedeutet eine zusätzliche Erfahrung für mich, mit der ich gemeinsam durch mein Leben schreite.

Wie lange bestanden bei dir schon die Symptome vor der Diagnose?
Nicht lange. 

Wie und in welchem Alter wurde dir die Diagnose MS vermittelt?
Ich war damals 16 Jahre alt und befand mich inmitten meiner Ausbildung zur Fachfrau Betreuung im Altersheim. Als ich eines Morgens eine Bewohnerin duschte, merkte ich nicht, dass ich die Bewohnerin eiskalt duschte, denn für mich fühlte sich das Wasser warm an. Ich hatte Taubheitsgefühle in meinen Armen und Händen. 

Was war dein erster Gedanke nach der Diagnose MS?
Ich wusste gar nicht, womit ich es nun zu tun hatte. Mit meinem damals 16 Jahren, war ich ehrlich gesagt auch noch nie mit dieser Krankheit in Kontakt gekommen. Ich wusste nicht, wie es nun mit meinem Leben weitergehen soll. Ich habe alle meine privaten und beruflichen Ziele für die Zukunft über den Haufen geworfen. Mein damaliger Neurologe erklärte mir auch deutlich die Situation, dass es selten vorkommt, dass die MS in so einem frühen Alter festgestellt wird und die Forschung noch nicht viel Erfahrung mit dieser Altersgruppe gesammelt hat. Das machte mir Angst.

Welche Symptome machen dir am meisten zu schaffen? Wo behindern dich die Symptome im Alltag, wie beeinflusst die MS deine Lebensqualität?
Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, als ich einen Tag ohne Schmerzen gehabt habe. Meistens sind das Rückenschmerzen oder nach langem Stehen oder Gehen, Schmerzen in meinen Beinen und Füssen. 

Wie geht dein privates Umfeld, also Familie, Freunde, Partner, mit deiner Krankheit um?
Meine Familie gibt mir sehr viel Halt und gibt mir auch das Gefühl, dass ich gut bin, so wie ich bin, auch wenn ich schlechte Tage habe. Meine Freunde akzeptieren mich mit meiner Krankheit ebenso.

Wie ist die Situation an deiner Arbeitsstelle?
Zum Glück kann ich meinen Arbeitsalltag ohne grosse Einschränkungen meistern. Das Team und mein Vorgesetzter sind jedoch sehr tolerant im Umgang mit mir und der MS.

Wie entspannst du dich? Welchen Rat hast du für andere MS-Betroffene?
Mir hilft das Krafttraining sehr. Ich kann da sowohl meinen Kopf freikriegen, wie auch meinen Körper stärken. So kann ich auch meine Schmerzen besser in den Griff bekommen.

Was macht dir in Bezug auf MS Angst?
Am Anfang war es das Ungewisse. Mittlerweile spüre ich kaum noch Angst. Ich bin jeden Tag aufs Neue froh, dass ich gesund aufstehen kann und meine Beine funktionieren.

Wenn du 3 Wünsche frei hättest: Welche wären das?
Ich bin wunschlos glücklich.

Hattest du im Zusammenhang mit MS lustige und/oder traurige Erlebnisse?
Zwischendurch habe ich leichte Sprachstörungen. Dabei kommen immer wieder lustige Wörter oder Sätze aus meinem Mund :)

Traurig eher nicht, aber einschneidend. Mich hat damals im 2012 ein anaphylaktischer Schock auf ein MS-Medikament in meinem Kampf mit der Akzeptanz der MS ziemlich zurückgeworfen. Ich lebe auch heute noch phasenweise mit dieser Angst, gegen irgendetwas allergisch zu sein.

Welchen Satz über MS kannst du nicht mehr hören?
Ah, das ist doch diese Muskelkrankheit...

Wenn deine MS ein Tier wäre, welches und warum?
Eine giftige Schlange. Sie verhält sich eher ruhig, aber kann doch schnell «zugreifen» und Spuren hinterlassen.

An was hängt dein Herz?
Mein Herz hängt an meiner Arbeit und an meinen Hobbys, die ich leidenschaftlich ausführe und es geniesse, dass ich das tun kann. Ich bin glücklich für alle schönen Momente, die ich trotz meiner MS erleben darf.

Ein Satz für deine «Feinde»?
Ich wünsche mir mehr Akzeptanz für alle Krankheiten, bei denen man nicht zwingend all die Anstrengung sehen kann, mit der die Betroffenen zu tun haben.

Dein Lebens-Motto?
An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser. Folge deinen Gefühlen.

Welche Beziehung hast du zur Schweiz. MS-Gesellschaft?
Am Anfang meiner Krankheit hatte ich ein Gespräch bei der MS-Gesellschaft, um mit der Krankheit besser klar zu kommen. Zusätzlich durfte ich schon ein paar Mal vom MS-Fonds zur finanziellen Unterstützung meines Fitness-Abos profitieren. Es tut gut zu wissen, dass es die MS-Gesellschaft gibt.


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