Dr. med. Johanna Oechtering vom Universitätsspital Basel sucht gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe nach sogenannten «Biomarkern», die auf einen schwereren MS-Krankheitsverlauf hinweisen. So könnte zum Beispiel eine Therapie frühzeitig entsprechend angepasst werden. Bisher konnte die Forschungsgruppe feststellen, dass es bei MS-Betroffenen mit Produktion einer bestimmten Antikörperklasse im Nervenwasser (Immunglobulin M, kurz IgM, bei ca. 25% der Betroffenen vorliegend) zu einer aktiveren Erkrankung und einem schwereren Verlauf kommt.
Es wird vermutet, dass IgM im Speziellen für die Aktivierung des Komplement-systems, einem Teil des angeborenen Immunsystems, verantwortlich sein könnte und dass über diesen Mechanismus eine vermehrte Zerstörung der Myelinschicht und der Nervenfasern bei MS vermittelt werden könnte. Somit könnte es bei MS-Betroffenen mit IgM im Nervenwasser über eine stärkere Aktivierung dieses Systems auch zu einer stärkeren Demyelinisierung und vermehrtem axonalem Schaden kommen.
Die Gruppe möchte nun untersuchen, welche Zusammenhänge zwischen IgM im Nervenwasser, der Aktivität des Komplementsystems und dem Vorkommen anderer Substanzen im Nervenwasser und im Blut (die durch Schäden am Nervenzellgerüst freigesetzt werden) bestehen. Mit ihrer Arbeit möchten die Forschenden dazu beitragen, dass MS-Betroffene in Zukunft noch individueller behandelt werden können. Sie hoffen zudem, auch Ansatzpunkte für die Entwicklung noch gezielterer neuer Therapien liefern zu können.