Bessere Lebensqualität durch stationäre Rehabilitation

Fachartikel

Multiple Sklerose ist eine komplexe Erkrankung mit Symptomen, deren Ausprägungen sehr unterschiedlich sind. Nichtsdestotrotz kann die Lebensqualität von Betroffenen durch einen am Alltag orientierten Rehabilitationsaufenthalt verbessert werden.

Eine verminderte Seh- und Gedächtnisfunktion beim Zeitunglesen, Probleme beim Gehen – beispielsweise zum Einkaufen oder Überqueren der Strasse – eine zitternde Hand oder Schluckschwierigkeiten beim Essen und Trinken können dazu führen, dass die tägliche Routine mühsamer oder sogar verunmöglicht wird. Auch die häufig nicht direkt sichtbaren Symptome wie Fatigue (extreme Müdigkeit), Gelenksschmerzen, Muskelverspannungen oder eine depressive Verstimmung können sowohl die Selbständigkeit als auch die Lebensqualität der Betroffenen massgeblich beeinflussen.

Rehabilitation führt zu mehr Lebensqualität

Die Lebensqualität ist subjektiv, kann also ausschliesslich durch die Betroffenen selbst beurteilt werden. Beeinflusst wird sie durch gesundheitliche, soziale, ökonomische, politische, kulturelle und spirituelle Faktoren. Eine absehbare oder eine bereits manifestierte reduzierte Lebensqualität stellen die Person mit Multiple Sklerose und die Angehörigen vor eine grosse Herausforderung. Oftmals wird ein Rehabilitationsaufenthalt nötig.

Für bestmögliche Ergebnisse empfiehlt sich eine patientenzentrierte Rehabilitation. Diese startet mit einer Bestandsaufnahme, also einer individuellen Befragung der aktuellen Probleme, Ressourcen und Erwartungen vom Betroffenen. Nach einer spezifischen Untersuchung durch Fachpersonen verschiedener Disziplinen (Physio-, Ergo- und Sporttherapie, Medizin, Pflege, Gestaltungstherapie, etc.) folgt eine gemeinsame Zielsetzung. Die getroffenen Entscheidungen in Bezug auf die Zielfindung und die Behandlungsplanung sind wesentliche Faktoren einer erfolgreichen Rehabilitation. Nur so sind das Reha-Team sowie MS-Betroffene und deren Angehörige in der Lage, die Zufriedenheit und die Lebensqualität positiv zu beeinflussen.

Wichtiger Praxisbezug

Die klinische Erfahrung und die Forschungsergebnisse der letzten Jahre zeigen die Wichtigkeit eines individuellen und intensiven Trainings in Kombination mit angepassten Erholungsphasen. Ausreichend Bewegung und eine auf Aktivitäten des täglichen Lebens und die Teilhabe am sozialen Leben fokussierte Zielsetzung sind zentral. Viele Funktionen wie Sensorik, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination sowie höhere kognitive Funktionen sollen vorbereitend spezifisch geübt werden. Das heisst, das Körperfunktionstraining soll in direktem Zusammenhang mit den Aufgaben und Lebensbereichen des Alltags stehen und muss immer unter dem Aspekt der Lebensqualität der Betroffenen betrachtet werden.

In der Praxis bedeutet das zum Beispiel: Wenn jemand mit einer Computertastatur arbeitet oder in der Freizeit gerne Gitarre spielt, werden die Feinmotorik der Finger sowie die kognitive Leistung nach Möglichkeit so trainiert, dass beides weiterhin möglich bleibt. Ausserdem soll die Rehabilitation auch das Umfeld und die sozialen Kontakte von MS-Betroffenen berücksichtigen, damit die Lebensqualität zunimmt. Gerade bei Patienten mit Multipler Sklerose sind die Orientierung an vorhandenen Ressourcen und die Stärkung der eigenen Kompetenzen grundsätzlich eine wichtige Behandlungsstrategie. Beratung und Information von Betroffenen sind unabdingbare therapeutische Bestandteile und runden eine integrierte transdisziplinäre Rehabilitation ab.

Text: Kurt Luyckx, Leiter Therapien und Teamleiter Neurologie und Prof. Dr. med. Jürg Kesselring, Chefarzt Neurologie und Neurorehabilitation im Rehazentrum Valens

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