Treffpunkt Forschung: Personalisierte MS-Behandlung
In der Serie «Treffpunkt Forschung» stellen MS-Forschende, die von der MS-Gesellschaft finanziell unterstützt werden, ihre Projekte vor. Lesen Sie hier den Bericht von Dr. Johanna Oechtering, Universitätsspital Basel. In einem Online-Workshop können Sie sich ausserdem direkt mit der Forschenden austauschen.
Unser Projekt
Biomarker, die einen schwereren MS-Krankheitsverlauf vorhersagen, werden dringend benötigt, um Patienten personalisierter behandeln zu können.
Im Rahmen der Schweizer MS Kohorte (SMSC) haben wir 530 Patienten mit schubförmiger MS untersucht. Wir konnten zeigen, dass bei Patienten mit einer sogenannten Immunglobulin M (IgM)-Synthese im Nervenwasser die Zeit bis zum zweiten Schub im Mittel 28 Monate kürzer war und dass sie einen um 1.11 Stufen höheren Behinderungsgrad (MSSS = Multiple Sclerosis Severity Score) im Vergleich zu Patienten ohne jegliche Immunglobulinsynthese hatten. Zudem hatten sie mehr Krankheitsaktivität im MRI und höhere Neurofilament-Leichtketten (NfL)-Konzentrationen im Blut. Dies ist ein Marker für das Ausmass des entstandenen Nervenschadens.
Eine IgM-Synthese weist auf eine zukünftig höhere Krankheitsaktivität, einen schwereren Verlauf und damit verbunden auf die frühere Notwendigkeit für den Einsatz hocheffektiver MS-Medikamente hin. Sie ist daher ein nützlicher prognostischer (voraussagender) Biomarker, auch für Therapieentscheidungen in der frühen Krankheitsphase.
Unsere Motivation
Unsere MS-Patienten möchten gerne schon bei der Diagnosestellung wissen, wie «ihre» MS verlaufen wird. Wir können in Zukunft Patienten mit IgM-Synthese besser beraten und schon früher personalisierter behandeln, da wir jetzt wissen, dass sie wahrscheinlich einen aktiveren Krankheitsverlauf zu erwarten haben.