Serie MS-Forschende im Kurz-Portrait: Stephanie Rodgers
MS-Forschende im Kurz-PortraitSeit 60 Jahren unterstützt die MS-Gesellschaft dank finanzieller Zuwendung von Mitgliedern, Spenderinnen und Spendern die MS-Forschung. Dazu gehört die Grundlagenforschung, um zum Beispiel Medikamente zu entwickeln oder mögliche Ursachen der MS aufzudecken. Dazu gehören Forschungsstudien, die ein breites Spektrum medizinischer, pflegerischer, psychologischer und sozialer Themen aufgreifen. Übergeordnetes Ziel jeglicher Forschung ist entweder, die Lebensqualität von Menschen mit MS zu verbessern oder die MS eines Tages heilbar zu machen.
Stephanie Rodgers
Sie forscht am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich zum Thema «Depression – ganz still und stumm: Ergebnisse aus dem Schweizer MS Register». Das MS Register ist ein von der MS-Gesellschaft ins Leben gerufenes Forschungsprojekt.
Ihr Projekt
Depressionen sind bei MS-Betroffenen verbreitet und zeigen sich oft anhand von «stillen» Symptomen. Diese unsichtbaren Begleiterscheinungen können im Leben von Menschen mit MS eine grosse Belastung sein und die Lebensqualität wesentlich beeinträchtigen. Unsichtbare Symptome sind auch deshalb belastend, weil es für Aussenstehende oft schwierig ist nachzuvollziehen, wie sich die Betroffenen dabei fühlen, und weil die benötigte Hilfestellung teils verzögert auftritt oder ganz ausbleibt.
Aus diesem Grund hat das Schweizer MS Register dem Thema Depression eine Spezialbefragung gewidmet. Die Auswertung der Fragebögen von 500 Personen zeigte, dass etwa ein Drittel von einschränkenden Symptomen betroffen war: Traurigkeit, Pessimismus, Versagensgefühle, Verlust an Freude, Selbstablehnung, Selbstkritik oder sogar Suizidgedanken waren die Ausprägungsformen.
Zudem brachte die Unterscheidung nach MS-Verlaufstyp zum Vorschein, dass sowohl Personen mit einem fortgeschrittenen Verlauf wie auch Personen, die sich in einem Übergang zwischen den MS-Verlaufstypen befinden, von diesen Symptomen besonders betroffen waren.
Die Befunde zu «stillen Depressionssymptomen» sind für Betroffene, Angehörige und auch Fachpersonen sehr wesentlich, denn sie bringen diese einschränkenden Empfindungen von MS-Betroffenen ans Licht und geben ihnen einen Namen. Das Benennen von Problemen kann ein erster Schritt zu besseren Hilfestellungen und mehr Toleranz sein.
Ihre Motivation
«Mit meiner Arbeit möchte ich mithelfen, die Bedürfnisse und Wünsche von MS-Betroffenen umzusetzen sowie die psychische Belastung, die mit der MS einhergehen kann, genauer zu erforschen, um damit zu einer besseren psychologischen Betreuung beizutragen.»
Stephanie Rodgers, Dr. phil., studierte Psychologie an der Universität Zürich. Bereits während ihres Studiums war sie in verschiedenen psychiatrischen Forschungsprojekten an der Integrierten Psychiatrie Winterthur (ipw) tätig. Nach Beendigung ihres Studiums im Jahr 2009, arbeitete sie für 8 Jahre in zwei grossen epidemiologischen Projekten, in denen die psychische Gesundheit der Allgemeinbevölkerung im Zentrum stand: Zuerst im Zürcher Impulsprogramms zur nachhaltigen Entwicklung der Psychiatrie (ZInEP) an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, wo sie auch ihre Doktorarbeit zum Zusammenhang zwischen Geschlecht und den unterschiedlichen Ausprägungen der Depression verfasste. Danach im Lausanner PsyCoLaus-Forschungsprojekt, einer Kohortenstudie von über 5000 Teilnehmern. Seit 2016 arbeitet sie als Postdoktorandin für das Schweizer MS Register.
Ihr Forschungsinteresse liegt in der Differenzierung von Subtypen von (heterogenen) psychischen Störungen und die Erforschung von entsprechenden Geschlechtsunterschieden. Dabei liegt ihr das Thema Depression ganz besonders am Herzen.
Neben ihrer Forschungstätigkeit stehen ihre Familie und Freunde im Zentrum und sie geht leidenschaftlich gerne ins Theater.