Serie MS-Forschende im Kurz-Portrait: Nina Steinemann

MS-Forschende im Kurz-Portrait

Diese Serie portraitiert Forschende, die mit viel Beharrlichkeit und Herzblut auf der Suche nach Antworten zur MS sind - und ihre von der MS-Gesellschaft geförderten Projekte. In dieser Folge: Dr. Nina Steinemann.

Seit 60 Jahren unterstützt die MS-Gesellschaft dank finanzieller Zuwendung von Mitgliedern, Spenderinnen und Spendern die MS-Forschung. Dazu gehört die Grundlagenforschung, um zum Beispiel Medikamente zu entwickeln oder mögliche Ursachen der MS aufzudecken. Dazu gehören Forschungsstudien, die ein breites Spektrum medizinischer, pflegerischer, psychologischer und sozialer Themen aufgreifen. Übergeordnetes Ziel jeglicher Forschung ist entweder, die Lebensqualität von Menschen mit MS zu verbessern oder die MS eines Tages heilbar zu machen.

Dr. Nina Steinemann

Sie forscht am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich zum Thema «MS-Symptome und Lebensqualität: Ergebnisse aus dem Schweizer MS Register». Das MS Register ist ein von der MS-Gesellschaft ins Leben gerufenes Forschungsprojekt.

Ihr Projekt

Welche Symptome werden von Betroffenen als besonders schlimm und einschränkend wahrgenommen?

Diese Frage ist für Betroffene und Gesundheitsexperten von grosser Relevanz, denn möglicherweise lässt sich mit gezielten Massnahmen viel Lebensqualität zurückgewinnen. Das Schweizer MS Register hat mit statistischen Methoden bei 855 Personen mit MS die Symptome und deren Einfluss auf die Lebensqualität unter die Lupe genommen. Dabei wurde für jede teilnehmende Person ein Index zur Lebensqualität von 0 bis 100 berechnet, wobei 100 die bestmögliche Lebensqualität darstellt. Dann wurden diese Lebensqualitäts-Indices unter Berücksichtigung der ebenfalls angegebenen Symptome miteinander verglichen.

Von allen erfassten Symptomen waren Gangstörungen diejenigen mit der stärksten Reduktion der Lebensqualität um 6.5 Punkte. Bei Depressionen hingegen betrug die Reduktion 4.7 Punkte und bei der sehr häufig auftretenden Fatigue 2.3 Punkte. Diese Einbussen summieren sich insbesondere dann, wenn mehrere Symptome vorhanden sind, was häufig der Fall ist.

Solche Zahlen sind für Neurologinnen und Neurologen sehr hilfreich. Sie zeigen auf, welche Folgen der MS, auch gemessen an deren Häufigkeit, die grösste Belastung darstellen. Zudem helfen diese Erkenntnisse der Schweiz. MS-Gesellschaft, ihr Informations- und Dienstleistungsangebot noch besser den Bedürfnissen der MS-Betroffenen anzupassen.

Ihre Motivation

«MS-Betroffene aktiv einbinden und eine realitätsnahe Forschung vorantreiben – meine Motivation, mich täglich für das MS Register zu engagieren.»

Nina Steinemann, Dr. oec. troph., studierte Ernährung und Diätetik an der Schule für Ernährungsberatung am Universitätsspital Zürich. Nach mehrjähriger klinischer Tätigkeit am Universitätsspital Zürich und am Kantonsspital Winterthur folgte 2009 ein Masterstudium (MSc) an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil, mit Vertiefung Ernährung und Consumer Science.

Im Anschluss doktorierte sie an der Justus-Liebig-Universität in Giessen (D) in Kooperation mit der ZHAW und dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut Swiss TPH, Basel. Basierend auf Daten einer der grössten epidemiologischen Langzeitstudien der Schweiz (SAPALDIA) untersuchte sie in ihrer Dissertation den Zusammenhang von Ernährungsmustern (Ernährungsweise) und dem Auftreten der Lungenerkrankung COPD (chronic obstructive pulmonary disease). Ihr derzeitiges Hauptforschungsinteresse gilt der Ernährung und dem Auftreten, sowie dem Verlauf von MS. 

Wenn sie nicht gerade an der Universität Zürich forscht, verbringt sie viel Zeit in der Natur mit ihrer Familie, interessiert sich für kulinarische Experimente – mit einer Vorliebe für italienische Esskultur, und hat eine grosse Leidenschaft für Musik, Tanz und Yoga.