Die Bedeutung einer frühen Diagnose, eines zeitigen Behandlungsbeginns und der Überwachung der Krankheitsaktivität.
Die Multiple Sklerose (MS) ist durch Schädigungen von Gehirn und Rückenmark gekennzeichnet. Die Folgen dieser Schädigung können sich in verschiedenartigen Symptomen äussern. Bekannt sind unter anderem Erschöpfung (Fatigue), Schmerzen, Beeinträchtigung von Sprech-, Seh- und Hörvermögen, Muskelsteifigkeit, Lähmungen, sexuelle Dysfunktion, kognitive Störungen und Depressionen.
Diese Vielzahl an Symptomen schränkt Alltagsaktivitäten ein und mindert die Lebensqualität von Menschen mit MS. Wird die MS nicht behandelt, nehmen die Symptome in Schwere und Häufigkeit zu, da sich die Schädigungen von Gehirn und Rückenmark häufen. Daher ist es wünschenswert, dass die MS früh diagnostiziert und bald mit der Behandlung begonnen wird, solange diese Schäden noch so gering wie möglich sind.
Aber auch eine rasche Behandlungseinleitung bedeutet nicht, dass bereits alles getan ist. Die MS kann sehr langsam fortschreiten, und wenn die Behandlung nicht effizient ist, wird dieses Fortschreiten leicht übersehen. Zu jeder Therapie gehört unbedingt eine engmaschige Überwachung der Symptome, um die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen. Eine Behandlungsstrategie, die keine optimalen Ergebnisse liefert, muss angepasst oder sogar auf einen anderen Therapieansatz umgestellt werden. Geschieht dies nicht, kann es zu ausgedehnteren Schädigungen kommen, die wiederum schwieriger zu behandeln sind.
Engmaschige Überwachung der Krankheitsaktivität und Erkennen von Frühschäden
Offene Gespräche der Betroffenen mit ihren Ärztinnen und Ärzten über alle Symptome der MS sind von grundlegender Bedeutung. Die Informationen aus solchen Gesprächen bilden zusammen mit den klinischen Krankheitsparametern den Schlüssel dafür, ein Fortschreiten der MS zu erkennen und die wirksamste Behandlung zu wählen. Die wichtigsten Methoden zur Überwachung der MS-Aktivität sind:
Bestimmung der Zahl und Häufigkeit der MS-Schübe
Überwachung des Fortschreitens von Behinderungen (Schwäche, Schwierigkeiten beim Bewegen der Gliedmassen, Verlust der Koordination, Sprachstörungen)
Bestimmung der Zahl der Hirnläsionen in der Magnetresonanzbildgebung (MRT)
manchmal ist es auch eine Bestimmung des Rückgangs des Gehirnvolumens angezeigt
Die Zusammenschau aller Masse der Krankheitsaktivität kann dem Arzt oder der Ärztin dabei helfen, eine Therapie zügig einzuleiten oder umzustellen, um eine Ausbreitung der irreversiblen Schädigungen von Gehirn und Rückenmark zu verhindern und das Risiko der Krankheitsprogression zu senken.
Dr. Lutz Achtnichts
Das Schweizer MS Register bietet die Möglichkeit Symptome und Krankheitsentwicklung in einem speziell entwickelten Tagebuch genau zu dokumentieren.
Literatur
Ziemssen, T. et al., Optimizing treatment success in multiple sclerosis. J. Neurol. 2016; 263(6):1053-65