Hilfe bei Blasen- und Darmstörungen

Fachartikel

Blasen- und Darmstörungen sind häufige Begleitsymptome der Multiplen Sklerose. Sie belasten das Alltagsgeschehen und beeinträchtigen sowohl das seelische Befinden als auch das Sozialleben. Doch es gibt hilfreiche Lösungsansätze, die auch Komplikationen vorbeugen.

Blasenmanagement

Ist die Blasenfunktion im Verlaufe einer MS-Erkrankung betroffen, sind Inkontinenz, Harnverhalten, ungenügende Blasenentleerung und Blasenentzündungen bis hin zu Schädigungen der Nieren die Folgen. Eine frühzeitige Abklärung der Beschwerden durch einen Neuro-Urologen ist deshalb angezeigt. Die Behandlung berücksichtigt unter anderem Medikamente, operative Eingriffe, Änderung des Trinkverhaltens sowie diverse Hilfsmittel.

Inkontinenzmaterialien

  • Einlagen für Frauen oder Männer
  • Urinalkondome
  • Verweilblasenkatheter
  • Einmalkatheter (Selbst-/Fremdkatheterismus)

Die Betroffenen sollten im Umgang mit den Materialien geschult werden, damit ein selbständiges Management gewährleistet ist.

Flüssigkeitsmanagement

Ein kontrolliertes Flüssigkeitsmanagement, eine regelmässige und komplette Blasenentleerung und zusätzliche Urinansäuerung können Blasenstörungen positiv beeinflussen und Infekten vorbeugen.

Verhaltensempfehlungen

  • Als Faustregel gilt für eine erwachsene Person die Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern pro Tag. An heissen Tagen die Trinkmenge erhöhen, gegen Abend reduzieren.
  • Gezielter Einsatz oder Vermeidung von harntreibenden Getränke wie zum Beispiel Hagebuttentee.
  • Auf sorgfältige Intimhygiene achten.
  • Ansäuern des Urins und der Blasenwand: pH-Wert tief halten zum Beispiel mit Preiselbeersaft (Achtung: Kalorien), oder täglich eine halbe frisch gepresste Zitrone oder einen Esslöffel Apfelessig pro Glas Wasser zu sich nehmen.
  • Auf eine regelmässige Darmentleerung achten – dies steht in engem Zusammenhang mit der Vermeidung häufiger Blaseninfekte.

Blasenentzündung

Eine gute Selbstbeobachtung trägt zur Früherkennung eines Blaseninfektes bei.

Symptome sind:

  • Übelriechender und evtl. getrübter Urin
  • Erhöhte Spastik
  • Erhöhte Temperatur
  • Verstärkte Inkontinenz

Was tun?

  • Bei starken Symptomen den Arzt aufsuchen.
  • Trinkmenge erhöhen, zum Beispiel in Form von Blasentee.
  • Urin-Teststreifenprobe (Combur-Test®) durchführen, bei positivem Resultat den Arzt informieren.
  • Einlagen oder Kondomurinal benutzen.

Darmmanagement

Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung sowie genügend Flüssigkeit sind Voraussetzungen, damit der Darm funktionieren kann. Aufgrund der MS-Erkrankung ist die Darmaktivität reduziert und damit die Entleerung erheblich gestört. Zusätzlich führt die eingeschränkte Mobilität zu einer verlangsamten Darmtätigkeit.

Einflussfaktoren auf die Darmentleerung

  • Zeit- und Termindruck, Spastik, Schmerzen, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, Infekte, Fieber oder mögliche Vorerkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder psychische Erkrankungen wie eine Depression.
  • Die Reaktionen auf verschiedene Lebensmittel sind individuell und reichen von Blähungen bis zu Durchfall. Verursacher sind zum Beispiel Kohl- und Krautsorten, Zwiebelgewächse, Lebensmittel mit sehr hohem Anteil an Nahrungsfasern (Ballaststoffe), stark zuckerhaltige Produkte und kohlensäurehaltige Getränke. Auch Nahrungsmittelallergien können Symptome verursachen. Sind solche bekannt, sollte auf die jeweiligen Lebensmittel verzichtet werden.
  • Essverhalten und Schluckproblematik: Unbemerktes Verschlucken von Luft führt zu Völlegefühl und Blähungen
  • Fehlender Windabgang aufgrund spastischer Analsphinkter.

Unterstützende Massnahmen zur Darmentleerung

Rhythmus

Bei einer Fehlfunktion sollte die Darmentleerung in regelmässigen Abständen stattfinden. Eine Entleerung alle zwei bis drei Tage, möglichst zur selben Tageszeit, hilft die Darmentleerung zu trainieren. Ein Rhythmus ermöglicht es, die Kontrolle über die Darmentleerung zu erhalten oder wiederzuerlangen. Besondere Ereignisse, die Pflanzliche Laxantien sind nicht unbedenklich. Bei einem Langzeitgebrauch können sie, wie auch chemisch Hergestellte, zu einem Gewöhnungseffekt führen. Die Wahl der Laxantien soll aufgrund der Wirkungsweise erfolgen und Vorlieben, Einnahmemöglichkeiten, Diagnosen etc. berücksichtigen. Bei Wechsel eines Laxantiums sollte das alte Präparat über fünf Tage reduziert und parallel dazu das neue langsam gesteigert werden. Bei Komplikationen mit Diarrhoe oder Obstipation nicht sofort die Medikation ändern, sondern die Ursache für die Veränderung evaluieren. Der Einsatz von Laxantien, muss mit einem Arzt oder einer Fachperson besprochen werden. Prinzip: So viel als nötig, so wenig wie möglich. Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf www.multiplesklerose.ch unter der Rubrik Unsere Angebote. Text: Rahel Messineo, Dipl. Pflegefachfrau, Beratung in Pflege und Rehabilitation, Tessin, ParaHelp AG, Nottwil den Rhythmus verändern, gilt es vorgängig zu berücksichtigen. Die Darmentleerung eher einmal zusätzlich anstatt einmal weniger durchführen. Durch Beobachtung der Beschaffenheit des Stuhls (hart/weich) können entsprechende Massnahmen zur leichteren Entleerung ergriffen werden.

Position/Lage

Die Darmentleerung sollte auf der Toilette oder auf einem Duschrollstuhl in Sitzposition erfolgen. Die Schwerkraft und eine entspannte Haltung unterstützen den Vorgang ebenso wie ein guter Halt der Füsse auf festen Untergrund. Ist die Darmentleerung nur im Bett möglich, ist dringend auf eine linke Seitenlage zu achten. Dies erleichtert die Entleerung, da der Dickdarm von der rechten über die linke Körperseite zum Darmausgang verläuft.

Unterstützende Effekte nutzen

Eine Mahlzeit oder ein Getränk regt durch den gastrocolischen Reflex das Verdauungssystem und somit die Darmentleerung an. Eine möglichst ungestörte, bequeme und stressfreie Umgebung ist ebenfalls förderlich. Das Führen eines Stuhlprotokolls kann zur Problemanalyse und Lösungsfindung beitragen.

Techniken

Ist die physiologische Darmentleerung nicht mehr möglich, stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Zudem unterstützt die Beratung und Schulung durch eine Pflegefachperson.

  • «Bauchpresse»: durch das Einsetzen noch vorhandener Bauchmuskulatur oder durch Neigung des Oberkörpers nach vorne und leichten Druck mit den Händen auf den Unterbauch.
  • Digitale Enddarmstimulation
  • Stimulation durch Zäpfchen oder Mikroklist (Mini-Einlauf).
  • Digitale Darmentleerung
  • Colonmassage (Bauchmassage im Uhrzeigersinn)
  • Anale Irrigation

Laxantien

Die Stuhlkonsistenz hat Einfluss auf die Darmentleerung. Bleibt durch die Ernährung ein gewünschter Effekt aus, können Laxantien eingesetzt werden. Zu harter Stuhl kann nur schwer transportiert werden und führt zu Blähungen und einem harten Bauch, zu weicher Stuhl häufig zu Inkontinenz. Eine gute Beschaffenheit des Stuhls und genügend Volumen beeinflussen die Darmtätigkeit positiv.

  • Pflanzliche Laxantien sind nicht unbedenklich. Bei einem Langzeitgebrauch können sie, wie auch chemisch Hergestellte, zu einem Gewöhnungseffekt führen.
  • Die Wahl der Laxantien soll aufgrund der Wirkungsweise erfolgen und Vorlieben, Einnahmemöglichkeiten, Diagnosen etc. berücksichtigen.
  • Bei Wechsel eines Laxantiums sollte das alte Präparat über fünf Tage reduziert und parallel dazu das neue langsam gesteigert werden.
  • Bei Komplikationen mit Diarrhoe oder Obstipation nicht sofort die Medikation ändern, sondern die Ursache für die Veränderung evaluieren.
  • Der Einsatz von Laxantien, muss mit einem Arzt oder einer Fachperson besprochen werden.

Prinzip: So viel als nötig, so wenig wie möglich.

Weitere Informationen zum Thema

Text: Rahel Messineo, Dipl. Pflegefachfrau, Beratung in Pflege und Rehabilitation, Tessin, ParaHelp AG, Nottwil