FORTE Special: Rendez-Vous mit Bettina Bernhardsgrütter

Die Koch- und Backexpertin Bettina Bernhardsgrütter ist kulinarische Beraterin bei Betty Bossi und teilt ihr Wissen in der SRF-Radiosendung «À point». Im Promi Interview spricht die Appenzell Ausserrhoderin über die Liebe zur Kulinarik, ihre Heimat und ihre Verbindung zur Multiplen Sklerose.

Frau Bernhardsgrütter, Sie kommen gerade aus den Ferien zurück. Wo ging es hin und wie war es?
Mein Mann Stephan und ich sind mit unseren Tourenvelos von der Schweiz nach Frankreich und retour nach Koblenz gefahren. Unsere Route startete in Bern, ging über Paris, Belgien, Aachen bis nach Koblenz am Rhein. In knapp drei Wochen haben wir 1800 Kilometer mit Sack und Pack zurückgelegt – es war wunderschön!

Sie sind Koch- und Backexpertin. Was kann man sich darunter genau vorstellen?
Ich bin zuständig für alle kulinarischen Kundenfragen, die an Betty Bossi gehen. Das schliesst allerlei Anliegen ein: Von einfachen Fragen zu Produkten oder Rezepten bis hin zu ganzen Menüberatungen, à la: «Ich habe Gäste, was soll ich bloss kochen?» Die gleiche Dienstleistung erbringe ich auch für meine Kolleginnen und Kollegen bei Betty Bossi.

Ihre liebsten Rezepte und Küchentipps teilen Sie auch in der SRF-Radiosendung «À point». Wie ist der Weg von der Vorbereitung zur fertigen Live-Sendung?
Alle zwei Monate bin ich eine ganze Woche live im Radio. Wir wollen aktuell und saisonal bleiben, die Ideensammlung und Vorbereitung beginnt aber schon Wochen vorher. Im Moment arbeite ich an den Sendungen über Zwetschgen und habe dazu mit einer Bäuerin Kontakt aufgenommen. Sie hat uns letztes Jahr als Betty-Bossi-Kundin informiert, dass Zwetschgen mittlerweile früher Saison hätten und unsere Rezepte damit zu spät kämen. Nun sind wir etwas früher dran. Solche Austausche sind unglaublich wertvoll für mich. Wir wollen nah bei der Hörerschaft sein mit Tipps und Tricks für die Küche, aber auch Geschichten rund um die Nahrungsmittel erzählen.

Können Sie auch einen Küchenkniff mit uns teilen?
Natürlich! Widerspenstiges Backpapier lässt sich am besten in eine Form einpassen, indem man das Papier zerknautscht und kurz unter den Wasserhahn hält. Danach kurz ausdrücken und schon kann man das Papier ganz einfach einlegen.

Sie sind stark mit Ihrer Heimat verbunden, haben sie sogar in der SRF-Sendung «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» repräsentiert. Woher kommt diese tiefe Verwurzelung und was bedeutet für Sie Heimat?
Das kommt aus der Familie. Wir wohnen alle in der gleichen Strasse und sind sehr eng miteinander verbunden. Ich bin gerne in Appenzell Ausserrhoden aufgewachsen und bin stolz auf meine schöne Heimat, ihre Natur erdet mich. Auch mein Dialekt bedeutet für mich ein Stück Identität. Ich behalte ihn bewusst bei und pflege ihn – egal, ob ich gerade in Zürich arbeite, am Radio rede oder zu Hause bin. Ich sage immer «Hung» und nicht Honig, «Schmalz» und nicht Butter.

Sie haben eine sehr gute Kollegin, die von Multipler Sklerose betroffen ist. War Ihnen MS vor ihrer Diagnose schon ein Begriff und wie gingen Sie damit um?
Ich wusste quasi nichts über die Multiple Sklerose, habe durch meine Kollegin aber sehr viel über die Krankheit gelernt. Sie hat unseren Freundeskreis von Anfang an eingeweiht und war und ist immer sehr offen damit, wie wir am besten mit ihr umgehen sollen. Uns ist es enorm wichtig, dass sie ein Teil von uns ist und wir ihr auf Augenhöhe begegnen. Leider hat sie einen progredienten, sehr aggressiven Verlauf, so dass sie nach nur 10 Jahren Krankheit stark eingeschränkt ist und auch bereits in einem Heim lebt. Nur sprechen und denken, das kann sie mühelos. Im Moment verbringen wir gemeinsame Zeit beim Jassen mit unserem «Jassgrüppli».

Nehmen Sie die Multiple Sklerose und den Umgang unserer Gesellschaft mit der Krankheit anders wahr, seit Sie selbst eine betroffene Person kennen?
Ganz klar, ja. Ich habe gemerkt, wie stark diese Krankheit eine ganze Familie einnimmt. Mich hat tief berührt, wie früh die beiden Söhne lernen mussten, mit ihrem Vater anzupacken und Verantwortung zu übernehmen. Uns ist es deshalb ein grosses Anliegen, die Familie zu entlasten. Als meine Freundin noch bei sich zu Hause lebte, haben wir einige Male ein festliches Dreigängemenü für sie, ihre Familie und ihre Gäste gekocht. So konnten auch sie endlich einmal einen entspannten Tag mit Freunden geniessen. Und zum 50. Geburtstag schenkten wir ihr und ihrem Mann unbeschwerte Ferien. Wir haben im Bekanntenkreis herumtelefoniert und von circa 200 Personen einen Beitrag erhalten. Die Beratung der Schweiz. MS Gesellschaft hat uns dann bei der Suche nach Möglichkeiten für barrierefreie Unterkünfte mit Pflegebegleitung unterstützt. Dieses Jahr haben sie nun Ferien in der Region Zug und im Tessin gemacht.

FORTE Special

Dieser Artikel erschien im Oktober 2022 im Magazin Forte 4/2022 mit Schwerpunktthema «Älter sein mit MS». Die ganze Ausgabe des FORTE gibt es hier zum Lesen. Sie können sie aber auch per Post nach Hause bestellen