Auszeit für Angehörige

Energie tanken und neue Kraft schöpfen – ein ganzes Wochenende lang nahmen sich Angehörige von MS-Betroffenen Zeit dafür. Das Seminar «Energie tanken» bot unter fachlicher Leitung und im gemütlichen Rahmen mitten in einer herbstlichen Bergwelt den Raum dazu.

Der Begrüssungskaffee vor dem eigentlichen Seminarstart - nach einer kurvenreichen Anreise - liess ein entspanntes Ankommen zu. Bei der Vorstellungsrunde der Teilnehmenden wurde ein breites Spektrum an persönlichen Situationen sichtbar. Dazu gehörten von «hundert prozentiger Berufstätigkeit und gleichzeitig rundum Betreuung leisten», oder «immer mehr mit Pflegeaufgaben konfrontiert sein,  die man eigentlich gar nicht will und kann» bis «sich verändertes Verhalten wahr zu nehmen und nicht verstehen was da passiert». Die Schilderungen wurden mit Nicken von den Zuhörenden quittiert, vieles wurde ohne grosse Erklärung verstanden und diese Erkenntnis allein tat vielen schon sehr gut. Vielfältig waren die Erwartungen an die zwei Tage. Einen Wunsch hatten aber alle gemein: die Zeit für sich zu nutzen, zu geniessen und voneinander zu profitieren. Als wichtige Grundlage für ein gelingendes Wochenende wurde das Einverständnis die Informationen vertraulich zu behandeln, sich respektvoll, wertschätzend und mit Verständnis zu begegnen, vereinbart.

Ein eingespieltes Team leitete das Seminar: Andrea Eisler, Fachpsychologin für Psychotherapie FSP, MS zertifiziert und Susanne Kägi, Supervisorin BSO, dipl. Pflegefachfrau, Bereichsleiterin Pflege- & Angehörigensupport der MS-Gesellschaft ergänzten sich gegenseitig und hatten zwischendurch immer ein offenes Ohr für die Teilnehmenden.

Zu mir Sorge tragen und mir Gutes tun                          

Was ich mir zumute, würde ich das auch anderen zumuten?  Angeleitet wurden Überlegungen zu dem was tagtäglich geleistet wird. Einige Teilnehmenden sind etwas erschrocken, als ihnen der Umfang den sie leisten, bewusst wurde. Wie ist es möglich, mit den vielseitigen Ansprüchen und eigenen Erwartungen umzugehen, ohne dabei auszubrennen, Freude zu behalten und eine intakte Beziehung leben zu können? Strategien wurden besprochen, geprüft und die eine oder andere Idee aufgenommen.

Die vielseitigen, angeregten Gespräche in kleinen Gruppen oder mit allen zusammen, trugen viel dazu bei. Gedanken wurden formuliert und Fragen gestellt. «Kennt ihr das auch?», «was sind deine Erfahrungen?», «wie gehst du damit um?», oder «kannst du mir erklären wie du das gemacht hast?». Den vertraulichen und verständnisvollen Rahmen nutzten die Teilnehmenden auch, um einfach einmal etwas auszusprechen und loszuwerden, ohne sich dabei schämen, erklären oder rechtfertigen zu müssen. Diese Erfahrung tat gut. Zu merken, dass es anderen ähnlich geht und man nicht alleine ist, trug zum besseren Verständnis sich selbst gegenüber bei und befreite.

Seele baumeln lassen

Das Seminar bot einen Rahmen bei dem auch dem Geniessen viel Platz eingeräumt wurde. Dank grosszügiger Zeitgestaltung, dem Wohnen in wunderschöner Umgebung, das aufmerksame und freundliche Personal und die ausgezeichnete Küche, den Luxus von «Zeit haben und die Seele baumeln lassen», trugen zum Verwöhnen lassen bei. Ausschlafen, Rückzugsmöglichkeiten und Gespräche am Cheminée-Feuer gehörten ebenso zur abwechslungsreichen Wochenendgestaltung.

Die Teilnehmenden waren sich einig: «Energie tanken für Angehörige» war mehr als nur eine Veranstaltung. Diese Form von Austausch und Entspannung ist enorm wichtig  –  das nächste Seminar wird im Kalender rot markiert.