Ich bin Andrea Stadelmann, bin 47 Jahre alt, wohne mit meinem Mann in einem Aussenquartier von Bern, und zusammen mit Mio, unserem Kater, sind wir eine Familie. Einmal die Woche am Mittag begleite ich ein Kind von der Basisstufe nach Hause, ansonsten bin ich nicht berufstätig und beziehe eine IV-Rente.
Wann bekamst du die Diagnose MS? Welche Verlaufsform «hast du»? Welche Symptome belasten dich am meisten?
Ich bekam am 17. August 2021 die Diagnose MS. Ich habe Mühe, lange zu stehen. Meine Gangart ist nicht rund, sondern eher steif und ich schwanke leicht. Und meine Blase spielt nicht mehr so ganz mit.
Welche Schlagzeile würdest du 2024 gerne über dich lesen?
Andrea Stadelmann berührte mit ihren Texten so manches Herz.
Wenn du dir eine «Superkraft» aussuchen dürftest, welche wäre das und warum?
Ich wäre gerne Pippi Langstumpf. Sie ist stark, fröhlich, mutig und kann die Welt verändern.
Wenn du deiner MS ein Tattoo widmest? Welches Motiv? Welcher Text? Wo am Körper?
Ich würde mir Fuchur, den Glücksdrachen aus Michael Endes Fantasy-Roman «Die unendliche Geschichte» auf den Unterarm tätowieren lassen. Er ist ein guter Begleiter, stark, treu, empfindsam und er hat die absolute Freiheit: Er kann fliegen.
Was macht dir Stress und wie drückt sich der Stress bei dir aus? Was tust du dagegen?
Wenn ich zu viele Reize habe, komme ich in Stress. Auch Druck löst bei mir Stress aus und hat Gedankenkreisen und Herzrasen zur Folge. Meditation, mich auf die Atmung konzentrieren und Visualisieren helfen mir sehr.
Ferien am Meer oder in den Bergen? Was findet deine MS besser?
Meer mag ich sehr, aber meine MS verträgt Hitze nicht. Auch extreme Kälte ist wegen der Spastik nicht gut. Ich bleibe lieber Zuhause.
Was sollte dein soziales Umfeld gerne öfter tun? Was lassen?
Mein soziales Umfeld macht alles sehr gut.
Kopf oder Herz/Bauchgefühl? Auf was vertraust du im Alltag?
Herz und Bauchgefühl.
Welches Kompliment hat man dir zuletzt gemacht?
Deine Texte sind wunderschön!
Was bedeutet Familie für dich?
Mein Mann, meine Freunde und mein Bruder sind für mich sehr wichtig.
Du und der Schlaf: Freund oder Feind?
Freund.
Wie findest du es, wenn wir über «prominente» MS-Betroffene, wie zum Beispiel Selma Blair oder Christina Applegate berichten? Was wäre deine erste Frage an einen von ihnen? Und an wen?
Es sind für mich Menschen wie alle anderen auch, habe keine besondere Frage.
Würdest du gerne einmal für ein Jahr im Ausland leben? Wo? Was hält dich davon ab?
Ich glaube nicht, dass ich im Ausland leben möchte, ich fühle mich im Gewohnten, in meinem Zuhause wohl.
Was wolltest du als Kind (beruflich) werden? Hat dich die MS gebremst, es zu werden?
Ich wollte Schauspielerin werden und es hat mich niemand gebremst.
Wenn deine MS ein Tier wäre, welches und warum?
Ein Faultier, das schläft auch viel.
Hat sich aus deiner Sicht in den letzten Jahren etwas verändert in der Gesellschaft oder Politik gegenüber chronisch kranken Menschen? Was ist vielleicht besser oder schwieriger geworden?
Mich macht es hässig, dass sich so viele Institutionen Inklusion auf die Fahne schreiben. Von mir aus gesehen sind wir damit in den Anfängen.
Wenn Du morgen zum «Bundesrat für Forschung gegen die MS» ernannt wirst, was sind deine ersten 3 Massnahmen?
Da bin ich überfragt.
Wie stark hat die Diagnose MS deine Einstellung zum Leben verändert? Gibt es bestimmte Dinge, die du vor der Diagnose über das Leben und die Gesundheit geglaubt hast, die sich seitdem verändert haben?
Das Leben ist nun noch wertvoller, die Energie teile ich gut ein.
Du darfst für 24 Stunden in die Haut eines anderen Menschen schlüpfen. Wer würdest du sein wollen? Und warum?
Meine Mutter. Vielleicht könnte ich sie besser verstehen.
Umgekehrt: Wer sollte mal einen Tag lang dein Leben mit MS führen? Warum?
Ebenfalls meine Mutter, aus demselben Grund.
Stell dir vor du könntest mit deiner MS sprechen, was würdest du ihr sagen/sie fragen wollen?
«Hei Du, sei lieb zu mir. Lass mich so lange wie möglich Texte schreiben.»
Zu welcher Tageszeit erlebst du deine besten Momente? Warum?
Am Morgen, da ist der Tag noch jung.
Wurdest du schon mal auf Grund der MS nicht ernst genommen? Wie bist du damit umgegangen?
Eigentlich nicht. Vielleicht haben ein paar Menschen das Gefühl, ich hätte ein bisschen zu tief ins Glas geschaut, wegen meinem Schwanken. Aber das ist mir egal.
Wenn du ein Vorurteil gegen MS aus den Köpfen der Menschheit löschen könntest, welches wäre das?
Vorurteile sind nie gut. Ich würde sie ermutigen, Fragen zu stellen.
Hast du Kontakt zu anderen MS-Betroffenen? Hilft dir der Austausch mit anderen MS Betroffenen?
Ich habe wenig Kontakt mit anderen MS-Betroffenen.
Was unterscheidet dich von anderen MS-Betroffenen?
Ich jammere nicht.
Wenn du einen Tag ohne MS- Symptome erleben könntest, wie würdest du diesen Tag gestalten?
Ich würde Wandern gehen.
Welche Beziehung hast du zur Schweiz. MS-Gesellschaft? Nimmst du Beratung, Angebote oder Dienstleistungen in Anspruch?
Wenig.
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