Aviatik, das war mein Lebensinhalt, der Flughafen mein Zuhause. Ich würde auf die Startbahn ziehen, wenn das ginge. Brauchte ich damals nicht, denn ich hatte alles.
Mein Leben, ohne angeben zu wollen, es war, privat, wie beruflich, einfach XXL.
Dann kam die MS. Sie reduzierte mein Leben erst auf M. Dann auf S.
Nachdem ich die Liebe meines Lebens ziehen liess und sie sogar noch selbst zum Flughafen gebracht hatte, bin ich auf der Rückfahrt an einem Rastplatz raus, und dann sass ich da, mit Mya, meinem Hund.
Ich erinnerte mich an einen Film mit Jean-Paul Belmondo, der einen Clochard spielte, früher erfolgreich und gut situiert, dann seine Frau verlor, in der Gegenwart des Films mittel- und beziehungslos, bis auf einen treuen Hund. Ich schaute meinen Hund Mya an, Mya schaute mich an.
«Jetzt sind nur noch wir zwei übrig…».
Es gibt solche Momente, in denen man verzweifeln mag. Die MS, die im Hintergrund deine Lebens-Batterien entlädt und die ganz realen Katastrophen des Lebens, die bewältigt werden wollen.
Aber die MS nimmt nicht nur, sie gibt auch. Vor allem anderen einen ungeheuren Lebenswillen.
Deshalb: Ich weiss, dass nach M und S auch noch XS und XXS kommen können. Nicht müssen, können. Aber was immer auch kommen mag. Ich bin bereit…
Oliver R. Lattmann