Walzer, Tango, Rumba – und das im Rollstuhl? Drei Perspektiven, eine Botschaft: Mitmachen lohnt sich! Die «Dancing Wheels» zeigen, wie Rollstuhltanzen Menschen mit Multipler Sklerose bewegt. Die Kontaktperson, eine Teilnehmerin und die Kursleiterin berichten, wie Tanzen Kraft, Beweglichkeit und Lebensfreude weckt.
Kathrin Schweizer ist seit 16 Jahren freiwillige Helferin in der Regionalgruppe Zürcher Oberland – und seit 2023 die Kontaktperson der «Dancing Wheels»:
«Die «Dancing Wheels» wurden 2011 von Heidi Kesselring, die selbst von MS betroffen und langjähriges Mitglied der Regionalgruppe Zürcher Oberland ist, ins Leben gerufen. Mitmachen können alle, die Freude am Tanzen haben – im Rollstuhl oder zu Fuss, von jung bis junggeblieben, mit Partner, Freundin oder allein. Wir sorgen dafür, dass niemand ohne Tanzpartnerin oder -partner bleibt. Ein Reinschnuppern und der Einstieg sind jederzeit möglich. Getanzt wird im Wagerenhof in Uster, jeweils von 10 bis 12 Uhr, ein- bis zweimal im Monat. Derzeit sind wir fünf Paare und würden uns sehr über Verstärkung freuen.
Das Tanzen hat einen positiven körperlichen Effekt für Menschen im Rollstuhl. Teilnehmende berichten, dass es ihnen zum Beispiel hilft, beweglicher im Oberkörper zu werden. Zudem fördert das Erlernen eines neuen Tanzes oder einer Choreografie die geistige Leistungsfähigkeit. Wir achten auf die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen, so dass alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitmachen können. Auch ich selbst tanze als «Fussgängerin» mit und erlebe jedes Mal, wie viel Freude dieses gemeinsame Tanzen bereitet.»
Brigitte (vorne) Kathrin Schweizer (hinten links) und Irene Gasser empfehlen Interessierten: Einfach vorbeikommen, reinschnuppern und mittanzen – die «Dancing Wheels» machen Freude!
Brigitte ist seit rund zwei Jahren begeisterte Teilnehmerin auf tanzenden Rädern:
«Seit über 25 Jahren lebe ich mit MS. Tanzen war schon immer eines meiner grossen Hobbys. Früher habe ich intensiv Salsa getanzt, musste dies jedoch aufgrund meiner fortschreitenden Erkrankung aufgeben. Vor rund zwei Jahren bin ich über eine Bekannte auf die «Dancing Wheels» aufmerksam geworden, habe eine Schnupperlektion besucht und mich danach sofort angemeldet. Ich bin sehr dankbar, dass es dieses Angebot gibt – es macht einfach Spass. Wir sind eine fröhliche, aufgestellte Runde und können viele verschiedene Tanzstile ausprobieren. Besonders gerne tanze ich den Tango, aber auch andere Stile bis hin zum Improvisationstanzen. Anstelle des Tanzbeins schwinge ich nun eben das Tanzrad.»
Irene Gasser ist Tanz- und Ballettlehrerin und von Beginn an mit viel Herzblut Kursleiterin der «Dancing Wheels»:
«Wir bieten eine breite Palette von Gesellschaftstänzen für Paare, aber auch Gruppenformen, bei denen es egal ist, wie viele «Fussgänger» oder Rollstuhltanzende anwesend sind. Dazu gibt es eine vielfältige Musikauswahl, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Tanzen hebt die Seele und das Herz. Ich erlebe immer wieder, dass Teilnehmende müde oder von Sorgen belastet kommen. Doch während zwei Stunden konzentrieren sie sich ganz auf den Tanz, und alles andere rückt in den Hintergrund – am Ende sehe ich lauter strahlende Gesichter. Und dadurch, dass wir zu Musik tanzen, werden die Bewegungen vielleicht lieber und öfter ausgeführt, als man es im Alltag tun würde.»
