Regelmässig Sport zu treiben hat viele positive Effekte
Fachartikel
Prof. Robert Motl (University of Illinois, Chicago, USA) befasst sich schon seit 20 Jahren mit dem Thema Bewegung bei MS. Er erläuterte zu Beginn seines Vortrags, dass sich Bewegung von allen anderen Verhaltensweisen zur Förderung der Gesundheit (etwa bestimmte Ernährungsformen) massgeblich unterscheidet. Denn Bewegung aktiviert ganz viele verschiedene Systeme des menschlichen Körpers und wird dabei durch das zentrale Nervensystem gesteuert.
Wirksamkeit gut dokumentiert
Wie Prof. Motl weiter berichtete, sind Bewegung und Forschungen zu ihren Effekten bei Menschen mit MS nichts generell Neues. «In der historischen medizinischen Literatur wird bereits 1838 erstmals darüber berichtet», sagte er. «Die Resultate der ersten wissenschaftlichen Studie zu den Effekten von Bewegungstraining bei MS wurden 1996 veröffentlicht.» Die Teilnehmenden dieser Studie mussten während 15 Wochen dreimal wöchentlich für 40 Minuten auf einem Gerät trainieren, das einem heutigen Crosstrainer entspricht. «Die Studie erwies sich als sehr erfolgreich», so der Redner. «So verbesserten sich durch das Training verschiedene Faktoren, darunter die Funktion von Blase und Darm, die aerobe Leistungsfähigkeit, die Kraft in den oberen und unteren Extremitäten, die Blutfettwerte und auch Müdigkeit und Depression.»
In den Jahren nach dieser ersten Untersuchung stieg die Zahl der Studien, die sich mit Bewegungstraining bei MS beschäftigen, kontinuierlich an. Viele von ihnen zeigten, dass körperliches Training, wenn es richtig durchgeführt wird, die aerobe Leistungsfähigkeit verbessert und die Muskelkraft und Muskelausdauer steigert. «Das war ja eigentlich auch zu erwarten», meinte Prof. Motl. «Viele Menschen sind sich aber nicht bewusst, wie wichtig doch ein hohes Mass an aerober Leistungsfähigkeit und Muskelkraft für alltägliche Aufgaben und Dinge ist, die wir tun wollen, um in der Gesellschaft produktiv zu sein.»
Viele dieser Studien bestätigten zudem, dass Bewegungstraining die symptomatische Müdigkeit bei Menschen mit MS deutlich verringerte. Auch positive Effekte auf die Mobilität und Balance, depressive Stimmung, Angst und insgesamt auf die Lebensqualität liessen sich in einzelnen Studien nachweisen. «Gewisse Studien lieferten auch Hinweise darauf, dass Bewegung die Schubrate reduzieren sowie einen günstigen Effekt auf die geistige Leistungsfähigkeit haben könnte.»
Training als fester Bestandteil des Krankheitsmanagements
Anfängliche Befürchtungen, dass körperliches Training womöglich zu einer Verschlechterung der krankheitsbedingten Symptome führen könnte, bestätigten die vielen Studien dagegen nicht. «Das Risiko für gewisse Verletzungen ist natürlich erhöht, sobald man Sport treibt, unabhängig davon, ob man MS hat oder nicht», betonte Prof. Motl. Er fand denn auch, dass Bewegungstraining aufgrund seiner positiven Effekte und des geringen Risikos unbedingt ein fester Bestandteil des MS-Managements sein sollte.
Wie er erklärte, sind Grundsätze zur Verschreibung von Bewegungstraining bei MS auch in Richtlinien internationaler Expertengruppen festgehalten. «Diese geben vor, welche Art von Training – also zum Beispiel Walken, Schwimmen, Radfahren oder Krafttraining – wie oft und in welcher Intensität durchgeführt werden sollte», so der Experte.
Zum Schluss warf Prof. Motl auch einen Blick in die Zukunft, was in Bezug auf das Bewegungstraining bei MS noch erforscht werden sollte. «Wir müssen immer wieder feststellen, dass nicht alle Personen mit MS im gleichen Ausmass von Bewegungstraining profitieren, selbst wenn sie genau das gleiche Programm absolvieren. Forscher suchen daher nach Faktoren, die uns dabei helfen zu erkennen, wer profitieren wird und wer nicht.» Ausserdem sollen auch die Mechanismen, die den positiven Effekten des Trainings zugrunde liegen könnten, noch genauer untersucht werden.
«MS State of the Art Symposium»
Das «MS State of the Art Symposium» ist der bedeutendste Fachkongress zum Thema Multiple Sklerose in der Schweiz und wird von der Schweiz. MS-Gesellschaft und ihrem Medizinisch-wissenschaftlichen Beirat organisiert. 2025 fand das Symposium am 25. Januar im KKL Luzern statt.