Neue Daten zur Therapieabsetzung bei MS

Fachartikel

Die Möglichkeit des sicheren Absetzens der medikamentösen MS-Therapie ist eine häufige und schwer zu beantwortende Frage im Rahmen der Behandlung der MS – eine neue Studie zeigt hierzu aktuelle Erkenntnisse.

Hintergrund

Bisherige Studien haben gezeigt, dass das Absetzen der immunmodulierenden Therapie bei MS-Betroffenen auch nach längerer Stabilität wieder zu einem leicht erhöhten Risiko für Krankheitsaktivität führt. Diese Studien hatten allerdings meist eine relativ kurze Beobachtungszeit. Eine dieser Studie war die DISCOMS-Studie, in welcher MS-Betroffene über 55 Jahre eingeschlossen wurden, welche seit 5 Jahren keine Krankheitsaktivität mehr hatten, also weder Schübe noch MRI-Veränderungen. Bei der Hälfte der Teilnehmenden wurde die Therapie abgesetzt. Es zeigte sich in dieser Gruppe ein leicht erhöhtes Risiko für MRI-Läsionen in den folgenden MRIs innerhalb der nächsten 2 Jahre, welche bei 12.2 % der Betroffenen auftraten, im Vergleich zu nur 4.7 % der Vergleichsgruppe.

Aktuelle Studie

In der nun publizierten Verlängerungs-Studie der in den USA durchgeführten DISCOMS-Studie wurden 74 Teilnehmende im Durchschnitt insgesamt 40 Monate lang weiterbeobachtet. Teilnehmende, welche im Rahmen der ersten Studie bereits erneute Krankheitsaktivität erlitten hatten, wurden nicht weiter in die Verlängerungsstudie eingeschlossen. Die Teilnehmenden, welche die Therapie anfangs abgesetzt hatten, nahmen auch weiterhin keine Therapie ein. Ziel war es zu sehen, welchen längerfristigen Effekt das Therapieabsetzen haben kann.

Ergebnisse

Es wurden 30 Teilnehmende mit etablierter Therapie mit 44 Teilnehmenden verglichen, bei welchen die Therapie abgesetzt worden war. Bei all diesen MS-Betroffenen kam es über den gesamten Beobachtungszeitraum nicht zu erneuten Schüben. Bei den medikamentös behandelten Teilnehmenden kam es in einem Fall zu einer neuen MRI-Läsion, in der unbehandelten Vergleichsgruppe in 2 Fällen.

Fazit

Bei vielen langjährig stabilen MS-Betroffenen scheint das Absetzen der Therapie auch nach mehreren Jahren nicht zu erneuter Krankheitsaktivität zu führen. Es kommt jedoch in einzelnen Fällen, häufiger als bei Fortführung der Therapie, zu MRI-Aktivität. Es kann daher nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden, ob das Absetzen der Therapie sicher durchgeführt werden kann. Dies sollte in jedem Fall eine Einzelfallentscheidung gemeinsam mit dem behandelnden Neurologen bleiben. In Zukunft könnten beispielsweise blut-basierte Biomarker dazu beitragen, bessere individuelle Entscheidungen zu treffen.

Link zur Studie (englisch, kostenpflichtig)

DISCOntinuation of disease-modifying therapies in MS: The DISCOMS extension trial

Multiple Sclerosis Journal. 2025;31(2)