Neue Daten zu Zusammenhängen zwischen Depression und MS

Fachartikel
Blickpunkt Forschung Depression und MS

Bisherige epidemiologische Daten zeigten bereits ein hohes Risiko für MS-Aktivität bei von Depression betroffenen Menschen – eine neue Studie bringt nun Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen dem genetischen Risikoprofil für Depression und MS-Aktivität.

Hintergrund

Eine hohe Anzahl von MS-Betroffenen (je nach Quelle ca. 50%) leidet an Depression. Mehrere Studien konnten nachweisen, dass Depression auch in Zusammenhang mit MS-Aktivität und MS-Progression steht, wobei ein direkter (kausaler) Zusammenhang schwer nachzuweisen ist; insbesondere da MS-Aktivität und MS-Progression selbst auslösende Elemente für eine Depression sein können.

Aktuelle Studie

In dieser Studie nahmen 3’420 MS-Betroffene aus den USA, Kanada und Schweden während mindestens 3 Jahren teil.

Untersucht wurden Zusammenhänge zwischen dem individuellen «polygenen Score» für Depression und MS-Aktivität (insbesondere die Anzahl von MS-Schüben). Ein «polygener Score» ist eine Zahl, die angibt, wie hoch das genetische Risiko einer Person für eine bestimmte Krankheit ist. Dieser Wert wird aus den Erbanlagen (DNA) einer Person berechnet und basiert auf grossen Studien, die untersucht haben, welche Gene mit bestimmten Krankheiten zusammenhängen. In der US-amerikanischen Kohorte (eine Vergleichsgruppe mit 578 Betroffene) wurden auch die klinische Verschlechterung mittels EDSS-Score (einer Skala zur Messung des Behinderungsgrads) sowie MRI-Daten analysiert.

Ergebnisse

Insgesamt hatten unter allen Studienteilnehmenden die 20% der Betroffenen mit dem höchsten polygenen Score für Depression eine um 23% höhere Schubrate im Vergleich zu den restlichen Betroffenen.

In der US-amerikanischen Kohorte lag diese Erhöhung sogar bei 81%. Hier zeigte sich nach einem Beobachtungszeitraum von einem Jahr auch eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für neue MRI-Läsionen bei den 20% der Betroffenen mit dem höchsten polygenen Score für Depression; allerdings konnte das Resultat nach 2 Jahren nicht eindeutig bestätigt werden.

Ebenfalls bei den US-amerikanischen Teilnehmenden zeigte sich ein kontinuierlicher Zusammenhang zwischen höherem polygenem Score für Depression und dem Risiko einer EDSS-Verschlechterung. (51% höheres Risiko pro Standardabweichung des polygenen Scores für Depression).

Fazit

Die Ergebnisse der Studie weisen erneut auf die deutlichen Zusammenhänge zwischen Depression und MS hin. Da der individuelle polygene Score genutzt wurde, und nicht das Vorhandensein einer manifesten Depression, könnten diese Ergebnisse auf einen möglichen direkten Zusammenhang zwischen Depression und erhöhter MS-Aktivität hinweisen.

Link zur Studie

Depression Polygenicity and Disease Activity and Disability Worsening in Multiple Sclerosis

Annals of Neurology. Published online August 7, 2025.