Langzeitbehandlung mit Ocrelizumab bei MS im Frühstadium – neue Daten
Fachartikel
Hintergrund
Mehrere grosse Studien konnten nachweisen, dass eine frühzeitige Behandlung mit Ocrelizumab, insbesondere bei MS-Betroffenen mit hoher Krankheitsaktivität, zu einem langfristig besseren Verlauf führen kann. Neue Langzeitdaten aus diesen Studien versuchen nun zu zeigen, inwiefern dies auch auf Personen mit MS im Frühstadium zutreffen könnte.
Aktuelle Studie
Es handelt sich um Zusatzanalysen der Daten aus den Zulassungsstudien von Ocrelizumab. In diesen zwei internationalen Studien (OPERA I und OPERA II) wurden Teilnehmende entweder mit Ocrelizumab oder mit Interferon-Beta-1a behandelt. Nach 96 Wochen wurden alle Teilnehmenden mit Ocrelizumab weiterbehandelt.
In der aktuellen Analyse wurden nur Teilnehmende mit schubförmiger MS analysiert, welche vor der Studie keine andere Therapie hatten.
Ergebnisse
Es wurden 757 MS-Betroffene eingeschlossen, davon wurden 382 am Anfang der Studie mit Interferon-Beta-1a behandelt, 375 wurden bereits zu Beginn der Studie mit Ocrelizumab behandelt.
Insgesamt wurden die Teilnehmenden nun über 9 Jahre lang regelmässig zu ihrem Krankheitsverlauf untersucht.
Nach den ersten 2 Jahren der Studie zeigte sich eine vollständige Krankheitsstabilität bei 72.5 % der Teilnehmenden der Ocrelizumab-Gruppe, jedoch nur bei 43.8 % der Teilnehmenden der Interferon-Beta-1a-Gruppe.
Nach weiteren 7 Jahren zeigte sich weiterhin ein ähnlicher Unterschied, mit vollständiger Krankheitsstabilität bei 48.2 % der Teilnehmenden der Ocrelizumab-Gruppe und 25.7 % der Teilnehmenden in der Interferon-Beta-1a-Gruppe.
In 78.7 % der von Beginn an mit Ocrelizumab behandelten Teilnehmenden zeigte sich auch nach 9 Jahren keine klinische Verschlechterung. Auch nach mehr als 9 Jahren zeigte sich keine deutliche Zunahme von Infektionen.
Fazit
Bei MS-Betroffenen, welche zu Beginn der Erkrankung mit Ocrelizumab behandelt werden, ist der langfristige Verlauf nach über 9 Jahren deutlich besser als unter älteren Therapien wie Interferonen.
Allerdings wurde in dieser Studie nicht mit anderen neueren Therapien verglichen, welche möglichweise in dieser Gruppe von MS-Betroffenen zu ähnlichen Ergebnissen führen könnten, bei womöglich noch besserem Nebenwirkungsprofil.
Die individuelle MS-Behandlung bleibt eine Entscheidung die gemeinsam mit dem behandelnden Neurologen getroffen werden sollte.
Link zur Studie
Neurology. 2025;104(4)