Hallo zusammen. Mein Name ist Nicole Schirmer, ich bin 51 Jahre alt und lebe mit meinem Partner Eliseo und meiner Hündin Maisie in einem Einfamilienhaus am schönen Bodensee in Egnach. Zum grossen Glück darf und kann ich noch zu 25 % bei meinem Arbeitgeber ZLM (Zentrum für Labormedizin) meinem erlernten Beruf als MTA (med. technische Analytikerin) nachgehen.
Wann bekamst du die Diagnose MS? Welche Verlaufsform «hast du»? Welche Symptome belasten dich am meisten?
Meine Diagnose erhielt ich im Dezember 1999. Aber da ich im Labor arbeite und eine liebe Kollegin und Arbeitskollegin sich auch schon mit dieser Diagnose herumschlagen musste, hatte ich nach der ersten Sehnerven-Entzündung und anderen kleineren Dingen schon einen Verdacht. Ich machte sogar meinen eigenen Bestätigungstest (oligoklonale Banden = Vergleich der Menge bestimmter Antikörper im Blut und Liquor) fertig... das Resultat dann zu sehen, fühlte sich allerdings schon ein wenig komisch an. Bis jetzt habe ich, zu meinem grossen Glück, fast nur mit grosser Fatigue und hin und wieder mit Beinschmerzen zu kämpfen.
Welche Schlagzeile würdest du 2024 gerne über dich lesen?
Hmm, schwierig. Eventuell, dass ich ein Leben retten konnte!
Wenn du dir eine «Superkraft» aussuchen dürftest, welche wäre das und warum?
Tauchen, ohne atmen zu müssen. Ich liebe das Meer und seine Bewohner.
Wenn du deiner MS ein Tattoo widmest? Welches Motiv? Welcher Text? Wo am Körper?
Eigentlich möchte ich einer Krankheit NICHTS widmen, wenn es aber sein müsste: Eine Pflanze über die Schulterblätter (Blume, Baum) welche wunderschön, aber auf einer Seite leicht lädiert ist. Die kaputte Seite stellt die MS dar. Darunter der verschnörkelte Text: «BE STRONG».
Was macht dir Stress und wie drückt sich der Stress bei dir aus? Was tust du dagegen?
Emotionaler Stress, wie zum Beispiel Streit, schlaucht mich am meisten. Ich gehe dann mit meinem Hund spazieren oder setzte mich in den Garten (ohne mal was zu machen) und beobachte die Tiere.
Ferien am Meer oder in den Bergen? Was findet deine MS besser?
Da ich ein absoluter Schnorchel-Fan bin und auch mal den Tauchschein gemacht habe, das Meer (was meiner Psyche gut tut, ist meist auch gut für meinen Körper).
Was sollte dein soziales Umfeld gerne öfter tun? Was lassen?
Mein soziales Umfeld ist perfekt, so wie es ist.
Kopf oder Herz/Bauchgefühl? Auf was vertraust du im Alltag?
Uiiiiii, sehr schwierig! Eigentlich bin ich ein totaler Gefühlsmensch, aber der Kopf funkt viel dazwischen. Also versuche ich dann immer, eine Lösung dazwischen zu finden.
Welches Kompliment hat man dir zuletzt gemacht?
Dass ich hübsch bin. Von meinem Schatz.
Was bedeutet Familie für dich?
Alles!!! Meine Eltern sind schon lange geschieden, aber das Verhältnis ist zu beiden super! Meine Geschwister sind 10 und 12 Jahre jünger als ich und auch wir haben ein sehr enges und tolles Verhältnis! Die Kinder meiner Schwester liebe ich, als wären es meine eigenen!
Du und der Schlaf: Freund oder Feind?
Da ich so viel Schlaf brauche: Absoluter Freund.
Wie findest du es, wenn wir über «promintente» MS-Betroffene, wie zum Beispiel Selma Blair oder Christina Applegate berichten? Was wäre deine erste Frage an einen von ihnen? Und an wen?
Ich bin absolut kein Prominenten-Jäger, darum sagen mir die Namen dieser Menschen gar nichts. Wie bei anderen Menschen würde ich mich nach ihrem Verlauf und wie sie mit allem umgehen, erkundigen.
Würdest du gerne einmal für ein Jahr im Ausland leben? Wo? Was hält dich davon ab?
Ja, sehr, sehr gerne. So in Thailand wäre schön, bin aber recht flexibel. Was mich davon abhält, sind meine Familie, Arbeit, die Kosten...
Was wolltest du als Kind (beruflich) werden? Hat dich die MS gebremst, es zu werden?
Zuerst wollte ich Kindergärtnerin werden, danach Tierärztin oder Meeresbiologin. Und nein, die MS hatte damals nichts mit meiner Job-Wahl zu tun!
Wenn deine MS ein Tier wäre, welches und warum?
Sorry, ich kann eine blöde Krankheit keinem Tier zuordnen.
Hat sich aus deiner Sicht in den letzten Jahren etwas verändert in der Gesellschaft oder Politik gegenüber chronisch kranken Menschen? Was ist vielleicht besser oder schwieriger geworden?
Im Grossen und Ganzen glaube ich, dass mehr Aufmerksamkeit auf solche Krankheiten gelenkt werden sollte, aber leider steht noch viel zu wenig gute Aufklärung dahinter.
Wenn Du morgen zum «Bundesrat für Forschung gegen die MS» ernannt wirst, was sind deine ersten 3 Massnahmen?
Bessere Hilfestellung, ohne nachfragen zu müssen. Am Anfang ist es sehr mühsam, man bekommt eine Diagnose und muss sich fast alles selber erarbeiten. Nun denke ich, dass sich mit der MS-Gesellschaft schon viel gebessert hat. Trotzdem wäre das meine erste Massnahme. Natürlich die Forschung weiter antreiben und wieder: Bessere Aufklärung für die breite Bevölkerung.
Wie stark hat die Diagnose MS deine Einstellung zum Leben verändert? Gibt es bestimmte Dinge, die du vor der Diagnose über das Leben und die Gesundheit geglaubt hast, die sich seitdem verändert haben?
Ich wollte NIE von irgendjemandem oder irgendetwas abhängig sein. Aber schnell kann es gehen…
Du darfst für 24 Stunden in die Haut eines anderen Menschen schlüpfen. Wer würdest du sein wollen? Und warum?
In einen Menschen, der mit einem Mini-Unterseeboot unterwegs ist.
Umgekehrt: Wer sollte mal einen Tag lang dein Leben mit MS führen? Warum?
Jemand, der nicht glauben kann, wie mühsam nur schon eine einzige Fatigue sein kann.
Stell dir vor, du könntest mit deiner MS sprechen, was würdest du ihr sagen/sie fragen wollen?
Warum nimmst du mir so viel Energie?
Zu welcher Tageszeit erlebst du deine besten Momente? Warum?
Am Morgen, da bin ich am fittesten.
Wurdest du schon mal auf Grund der MS nicht ernst genommen? Wie bist du damit umgegangen?
Im Labor, als ich mich aus einem bestimmten Dienst (Bereitschaftsdienst für einen Notfall, nachts) ausklinken musste, fragte eine Arbeitskollegin, warum ich das nicht mehr machen kann. Ich meinte, weil ich abends schon so extrem müde sei. Sie meinte dann nur: Was meinst du denn, ich bin abends auch müde. Na ja, ich fühlte mich so was von ohnmächtig, würde wütend und am Schluss liefen dann doch die Tränen.
Wenn du ein Vorurteil gegen MS aus den Köpfen der Menschheit löschen könntest, welches wäre das?
Alle MS-ler sind sofort im Rollstuhl.
Hast du Kontakt zu anderen MS Betroffenen? Hilft dir der Austausch mit anderen MS Betroffenen?
Kontakt habe ich eigentlich nur mit meiner guten Kollegin.
Was unterscheidet dich von anderen MS-Betroffenen?
Absolut keine Ahnung...
Wenn du einen Tag ohne MS-Symptome erleben könntest, wie würdest du diesen Tag gestalten?
Ich würde wenig schlafen, mich mit Freunden treffen und feiern, ohne auf die Uhr zu schauen.
Welche Beziehung hast du zur Schweiz. MS-Gesellschaft? Nimmst du Beratung, Angebote oder Dienstleistungen in Anspruch?
Ich bin Mitglied der Gesellschaft, finde sie super toll, habe aber noch nicht viele Dienstleistungen in Anspruch genommen. Wer weiss, vielleicht kommt das noch.
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