Ernährung, Bewegung und Forschung im Fokus des MS State of the Art Symposiums

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Am 25. Januar 2025 trafen sich im voll besetzten KKL in Luzern interessierte Fachpersonen zum 27. MS State of the Art Symposium der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft. Neben Vorträgen zum Einfluss von Lebensstil-Faktoren wie Ernährung und körperlichem Training bei MS, wurde mit Prof. Dr. Britta Engelhardt in diesem Jahr zudem die zweite Gewinnerin des Forschungspreises der MS-Gesellschaft gekürt.

Das Hauptthema des 27. MS State of the Art Symposiums «Lebensstil bei Multipler Sklerose – Beeinflussbare Faktoren zur Förderung der Gesundheit des Gehirns» lockte eine Vielzahl an Interessierten nach Luzern. Wie der Präsident der MS-Gesellschaft, Prof. Dr. med. Jürg H. Beer, bei der Eröffnung der Veranstaltung erklärte, können neben den spezifischen MS-Therapien zusätzliche Faktoren wie Sport oder Ernährung dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen mit MS zu verbessern.

Die Rolle von Ernährung und körperlicher Aktivität

Der erste Vortrag des wissenschaftlichen Programms, gehalten von Prof. Dr. Francesca Ronchi (Charité Universitätsmedizin, Berlin, DE), befasste sich mit den Effekten von verschiedenen Ernährungsformen auf das Darmmikrobiom (Gesamtheit aller Darmbakterien). Man weiss heute, dass Stoffwechselprodukte, welche die Darmbakterien als Reaktion auf eine bestimmte Ernährung produzieren, einen günstigen Einfluss auf das Immunsystem, aber auch auf das zentrale Nervensystem und damit auf eine MS-Erkrankung haben können. Prof. Ronchi versucht nun mit ihren Forschungen, die genauen Mechanismen zu entschlüsseln, die hinter diesen günstigen Effekten stecken. Denn womöglich würden sich daraus neue Therapie-Ansätze ergeben.

Prof. Dr. Robert Motl (University of Illinois Chicago, USA) veranschaulichte in seinem Vortrag anhand wissenschaftlicher Studien eindrücklich, inwiefern körperliches Training Faktoren wie die aerobe Fitness, Muskelkraft, Gehfähigkeit, Müdigkeit, depressive Symptome und insgesamt die Lebensqualität von Menschen mit MS positiv beeinflusst. Er wies darauf hin, dass weitere Forschungen hoffentlich dazu führen, dass Menschen mit MS in Zukunft ein individuell auf sie zugeschnittenes Trainingsprogramm bekommen werden, von dem sie optimal profitieren können.

Poster Flash

Im Anschluss folgte der «Poster Flash»: Eine Auswahl von Forscherinnen und Forschern konnte mit einem Flash-Vortrag von nur 60 Sekunden Dauer das Publikum davon überzeugen, sich in der anschliessenden Pause die Resultate der jeweiligen Arbeit auf den ausgestellten Postern anzusehen. Ein Gong sorgte dabei unbarmherzig dafür, dass sich auch alle an die Zeitvorgabe hielten, was viel Spannung und Dynamik in diesen Programmpunkt brachte.

Update zur MS Therapie

Zu den jährlich wiederkehrenden Programmpunkten des MS State of the Art Symposiums gehört ein Update zu den therapeutischen Optionen. Prof. Dr. med. Andrew Chan (Universität Bern, Inselspital und Vorstandsmitglied der MS-Gesellschaft) zeigte in seinem Vortrag unter anderem die Resultate von Studien mit einer neuen Substanzklasse, den sogenannten BTK-Hemmern. Eine weitere neue Therapie-Option stellt die CAR (Chimärer Antigen-Rezeptor) T-Zell-Therapie dar. Diese sehr aufwändige Therapieform stammt ursprünglich aus dem Bereich der Krebsbekämpfung und wurde bisher erst bei wenigen Personen mit MS eingesetzt. Die Behandlung zeigte sich dabei als gut durchführbar, zur Wirksamkeit gibt es allerdings noch keine genauen Daten.

Prof. Britta Engelhardt erhält MS-Forschungspreis der MS-Gesellschaft

Der letzte Teil des Vormittagsprogramms, die Verleihung des von der MS-Gesellschaft 2023 ins Leben gerufenen und mit 100‘000 Franken dotierten Forschungspreises, darf als besonderes Highlight angesehen werden. Der Preis wird alle zwei Jahre an eine herausragende Persönlichkeit aus dem Bereich der MS-Forschung verliehen.

In diesem Jahr ging er an Prof. Dr. Britta Engelhardt, Universität Bern. Wie ihr langjähriger Mentor, Prof. Dr. Harmut Wekerle, emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie in Martinsried, DE in seiner Laudatio sagte, hat sich Prof. Engelhardt seit Beginn ihrer medizinischen Laufbahn der MS verschrieben. Ganz besonders interessierte sie schon immer die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, also diejenigen Strukturen, die als Grenze zwischen Blutgefässen und Hirngewebe darüber wachen, dass nichts Schädliches ins Hirn gelangt. Weshalb im Falle einer MS diese Schutzbarriere nicht richtig funktioniert, ist noch nicht genau geklärt. Prof. Engelhardt wird das Preisgeld für weitere Forschungen auf diesem Gebiet einsetzen.

«Es ist eine grosse Ehre, dass meine Forschungsarbeit vieler Jahre auf diese Weise gewürdigt wird, und ich freue mich sehr darüber. Dieser Preis bedeutet, dass meine Forschungstätigkeit wahrgenommen wird und relevant ist. Eine solche objektive Bestätigung von aussen ist eine wundervolle Würdigung», sagte Prof. Dr. Britta Engelhardt.

Interview mit Prof. Britta Engelhardt

Vier Themenworkshops

Traditionsgemäss gehört der Nachmittag vier verschiedenen Themenworkshops. Die Physiotherapeuten Regula Steinlin Egli (Basel), Nico Arie van der Mass (Brügg) und Marion Huser (Zürich) sprachen in ihrem Workshop darüber, weshalb Menschen mit MS von Physiotherapeuten betreut werden sollten, die Erfahrung in der Behandlung von Personen mit dieser Erkrankung haben. Zudem stellten sie die Ergebnisse einer Untersuchung zum Einsatz von virtueller Realität im Training der oberen Gliedmassen vor und zeigten auf, wie die verschiedenen Funktionen einer neuen MS App für ein personalisiertes körperliches Training genutzt werden können.

Prof. Dr. Chantal Berna Renella (CHUV, Universitätsspital Lausanne) informierte die Teilnehmenden ihres Workshops darüber, was medizinische Hypnose ist und inwiefern sich diese Methode zur Behandlung bestimmter Beschwerden von Menschen mit MS eignet.

Das Thema des Workshops von Bettina Arca-Tschudi, MSc (Rehaklinik Zihlschlacht) waren Sprach-, Sprech- und Schluckprobleme bei Menschen mit MS. Sie erläuterte, wie häufig diese auftreten und wie sie diagnostiziert und therapiert werden können.

Im vierten Workshop schliesslich sprach Dr. oec. troph. Nina Steinemann (Universität Zürich) darüber, inwiefern die Ernährung dazu beitragen kann, bestimmte Symptome von Menschen mit MS günstig zu beeinflussen.

In Kürze werden an dieser Stelle Zusammenfassungen der einzelnen Vorträge und Workshops aufgeschaltet. Das nächste MS State of the Art Symposium findet am 24. Januar 2026 im KKL Luzern statt.