Krankheitsverläufe mit den Biomarkern GFAP und NfL besser bestimmen

Fachartikel

Blut-basierte Biomarker sind ein wichtiges Werkzeug, um Krankheitsverläufe von MS-Betroffenen im individuellen Fall so präzise wie möglich zu beschreiben, Krankheitsaktivität frühzeitig zu diagnostizieren und personalisierte Therapieentscheidungen zu treffen.

Eine grosse Studie innerhalb der Schweizer MS Kohorte beschreibt neue und vielversprechende Daten zur Erkennung und Erfassung von langsam schleichender Krankheitszunahme (sogenannter «Progression») mithilfe von zwei verschiedenen Biomarkern: dem sauren Gliafaserprotein (GFAP) und der leichten Kette der Neurofilamente (NfL).

Hintergrund

Es ist schwierig, langsam schleichende Krankheitsprogression zu messen. Hier sind blut-basierte Biomarker besonders wichtig. Eine bessere Diagnosestellung könnte zu individualisierten Therapieentscheidungen führen und auch Therapiestudien zu diesem Problem deutlich vereinfachen.

Aktuelle Studie

Die Biomarker GFAP und NfL wurden in 1’480 Blutproben von 362 mit Anti-CD20-Antikörpertherapie behandelten MS-Betroffenen innerhalb der Schweizer MS Kohortenstudie gemessen und mit denen von 2’861 Kontrollpersonen (mit über 4’900 Proben) verglichen.

Ergebnisse

Nach einem Jahr Anti-CD20-Antikörpertherapie war ein erhöhter Wert von GFAP deutlich hinweisend auf ein höheres Risiko für nicht-schubassoziierte Krankheitsprogression, also der schleichenden, schubfreien Krankheitszunahme. Dies war auch bei hohen NfL-Werten der Fall, jedoch war dort der Effekt weniger stark ausgeprägt.

Bei MS-Betroffenen mit nicht-schubassoziierter Krankheitszunahme blieb der sNfL-Wert nach Therapiebeginn hoch, hingegen kam es bei MS-Betroffenen mit stabilem Krankheitsverlauf zu einem Absinken des sNfL-Werts nach Therapiebeginn. Die GFAP-Werte waren bei Betroffenen mit Krankheitsprogression deutlicher und andauernd erhöht, im Vergleich zu Betroffenen mit stabilem Krankheitsverlauf.

Fazit

Die Resultate sprechen dafür, dass GFAP im Blut, ähnlich wie NfL, zunehmend Eingang in die klinische Anwendung findet und zur besseren Beurteilung von MS-Krankheitsverläufen und individuellen Therapieentscheiden beitragen kann.

Insbesondere die Krankheitsprogression zu messen, ist ein weitestgehend ungelöstes Problem. Hier könnte ein im Blut zugänglicher Biomarker einen wichtigen Fortschritt darstellen. Weitere Studien werden durchgeführt, um die Wertigkeit von GFAP im Blut im klinischen Alltag noch besser abschätzen zu können.

Link zur Studie

Serum Glial Fibrillary Acidic Protein and Neurofilament Light Chain Levels Reflect Different Mechanisms of Disease Progression under B-Cell Depleting Treatment in Multiple Sclerosis: Link

Annals of Neurology, 2024 Oct 16;97(1):104–15.