Meditation verbessert geistige Leistungsfähigkeit

State of the Art

Um Veränderungen in der geistigen Leistungsfähigkeit zu erfassen, zu denen es im Rahmen einer MS kommen kann, sollte diese regelmässig mithilfe von spezifisch dazu entwickelten Tests überprüft werden. Zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit lassen sich verschiedene Methoden einsetzen. Als besonders erfolgreich hat sich bisher vor allem regelmässiges Meditieren erwiesen, wie in einem Workshop am MS State of the Art Symposium 2024 erläutert wurde.

Neben körperlichen Einschränkungen können sich im Rahmen einer MS auch Probleme mit der geistigen (= kognitiven) Leistungsfähigkeit entwickeln. Dies betrifft vor allem die Geschwindigkeit, mit welcher Informationen im Gehirn verarbeitet werden. Aber auch das Kurzzeitgedächtnis, die geistige Flexibilität und die Aufmerksamkeit können beeinträchtigt werden. «Solche Veränderungen können einen starken Einfluss auf Bereiche wie die berufliche Tätigkeit haben und insgesamt zu einer schlechten Lebensqualität führen», sagte Prof. Dr. phil. Iris-Katharina Penner, Inselspital Bern.

Praxistaugliche Testmethoden

Prof. Penner plädierte deshalb dafür, die geistige Leistungsfähigkeit von Menschen mit MS regelmässig zu erfassen: erstmals zum Zeitpunkt der Diagnose der Erkrankung und danach jährlich. Neue wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass die geistige Leistungsfähigkeit zum Zeitpunkt der Diagnosestellung auch Hinweise auf den längerfristigen Verlauf der Erkrankung liefern kann. «Daher sollte sie auch in die Überlegungen zur Wahl der Therapie miteinfliessen», betonte die Referentin.

Doch wie lässt sich die geistige Leistungsfähigkeit am besten messen? Das bei einer MS am häufigsten einsetzte Bewertungssystem, der sogenannte EDSS Score (Expanded Disability Status Scale), kann zwar körperliche Einschränkungen gut erfassen, nicht aber Einschränkungen der kognitiven Leistungsfähigkeit. Prof. Penner stellte den Teilnehmenden des Workshops anschliessend verschiedene Tests zur Erfassung der geistigen Leistungsfähigkeit kurz vor. Ihr Fokus lag dabei vor allem auf Verfahren, die auch in der täglichen Praxis mit wenig Aufwand durchführbar sind und mit deren Hilfe sich insbesondere die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung gut erfassen lässt.

Moderne Therapieansätze

Prof. Dr. med. Arseny Sokolov vom Universitätsspital Lausanne stellte im Anschluss verschiedene Methoden vor, mit deren Hilfe sich die kognitive Leistung gezielt trainieren und damit erhalten oder, in einzelnen Fällen, sogar verbessern lässt. Dazu werden mittlerweile auch verschiedene digitale Hilfsmittel eingesetzt, zum Beispiel in Form von Trainingsprogrammen oder speziellen Videospielen. Wie Prof. Penner zudem ergänzte, hätten wissenschaftliche Studien gezeigt, dass regelmässiges Meditieren einen grossen Nutzen hat. Es verbessert die geistige Leistungsfähigkeit und hilft, stressige Situationen besser zu meistern. Es konnte beobachtet werden, dass sich bei Personen, die regelmässig meditieren, gewisse Hirnareale verändern. So werden Strukturen, die am Lernen und am Gedächtnis beteiligt sind, grösser, während andere Bereiche (Furcht, Ängste) kleiner werden. Sie informierte anschliessend auch über ein aktuell laufendes Forschungsprojekt am Inselspital Bern namens NeMMI (Neuroeducation and Mindfulness based Meditation as a cognitive Intervention – Neuroedukation und achtsamkeitsbasierte Meditation als kognitive Intervention). In dessen Rahmen wird bei MS-Betroffenen mit kognitiven Einschränkungen untersucht, ob es eine positive Wirkung hat, wenn Wissen zu den erlebten Symptomen (etwa Gedächtnisproblemen) vermittelt wird und dieses mit einer achtsamkeitsbasierten Meditation verbunden wird.

 
«MS State of the Art Symposium»

Das «MS State of the Art Symposium» ist der bedeutendste Fachkongress zum Thema Multiple Sklerose in der Schweiz und wird von der Schweiz. MS-Gesellschaft und ihrem Medizinisch-wissenschaftlichen Beirat organisiert. 2024 fand das Symposium am 27. Januar im KKL Luzern statt.

MS State of the Art Symposium 2024