Einsatz von komplementären Therapien bei MS-Betroffenen

Das Interesse am Thema «Komplementärmedizin» war stets sehr gross unter MS-Betroffenen und wurde seit Beginn des MS Registers in den regelmässigen Verlaufsbefragungen abgefragt.

Spezialumfrage zum Thema komplementäre Therapien

Das Schweizer MS Register hat im Herbst 2022 eine Spezialumfrage zum Thema komplementäre Therapien lanciert. Diese Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Claudia Witt vom Institut für komplementäre und integrative Medizin des Universitätsspitals Zürich entwickelt und an 2261 MS-Betroffene in der Schweiz versendet. Die Teilnehmenden wurden in dieser Umfrage unter anderem gefragt, für welche Symptome sie komplementäre Therapien anwenden und aus welchen Gründen sie sich für komplementäre Therapien entschieden. Des Weiteren machten die Teilnehmenden Angaben zu ihrer Erwartungshaltung an die Wirksamkeit und Sicherheit der verschiedenen komplementären Therapien.

Dabei wurden komplementäre Therapien in 5 Gruppen unterteilt: Manuelle Therapien (z.B. Akupunktur, Massage, Osteopathie), «Mind Body Therapien» (z.B. Yoga, Qigong, Mediation), Natürliche Substanzen (z.B. Vitamine, traditionelle Substanzen der chinesischen Medizin, Cannabis), Diäten und andere Ernährungsformen (z.B. Mediterrane Ernährung, vegetarisch, vegan), sowie körperliche Aktivität. 

Ergebnisse der Studie

842 MS-Betroffene nahmen sich insgesamt die Zeit, den Fragebogen auszufüllen. Von diesen waren 622 Betroffene weiblich (74%) und das Durchschnittsalter lag bei 54 Jahren. Bezüglich der MS-Verlaufsform waren 516 Personen (61%) von einer schubförmigen und 257 (31%) von einer progredienten MS-Form betroffen.
Rund die Hälfte (48%) aller Befragten hatten in den letzten 6 Monaten komplementäre Therapien in Anspruch genommen.

44% der befragten MS-Betroffenen nannte die Verbesserung der eigenen Lebensqualität als häufigsten Grund für den Einsatz von komplementären Therapien. Daneben wurden aber auch häufig weitere Gründe angegeben, wie «um meine MS-Symptome zu lindern» (38%) und «um das Fortschreiten meiner MS-Erkrankung einzudämmen» (33%).
Bei der Frage, für welche Symptome die Betroffenen hauptsächlich komplementäre Therapien einsetzten, zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden MS-Verlaufsformen. Betroffene mit einer schubförmigen MS nutzten komplementäre Therapien am häufigsten für die Symptome: Fatigue (18%), Stress (18%), Schwäche (18%), Schmerzen (17%) und Gangprobleme (16%). Demgegenüber nahmen Betroffene mit einer progredienten MS vor allem für die Symptome: Gangprobleme (32%), Schwäche (30%), Spasmen (30%), Gleichgewichtsproblemen (27%) und Blasenstörungen (21%) komplementäre Therapien in Anspruch.

Zudem wurden die Erwartungen der Teilnehmenden an die Wirksamkeit und die Sicherheit komplementärer Therapien untersucht. Hier zeigte sich vor allem im Hinblick auf körperliche Aktivitäten und Bewegung eine sehr hohe Erwartungshaltung, sowohl an die Wirksamkeit (Durchschnittliche Bewertung 8 von 10), als auch an die Sicherheit (Durchschnittliche Bewertung 8 von 10). Die Erwartungen zur Wirksamkeit von Diäten (Durchschnittliche Bewertung 5 von 10) und anderen Ernährungsformen und «Mind Body Therapien» (Durchschnittliche Bewertung 6 von 10) waren weniger hoch.

Diese Angaben helfen, um die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen von MS-Betroffenen an komplementäre Therapien besser einzuordnen. In einem nächsten Schritt wird das Team um Prof. Claudia Witt wissenschaftliche Studien zu Komplementärtherapien bei MS aufarbeiten, um besser zu verstehen, für welche Therapien es Lücken in der Studienlage gibt. Diese Resultate sollen helfen, den MS-Betroffenen in Zukunft gezieltere und bessere Empfehlungen zu Komplementärmedizin geben zu können. 

Ein breites Veranstaltungsprogramm, darunter auch komplementäre Therapien, finden Sie bei der Schweiz. MS-Gesellschaft: Veranstaltungskalender